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Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe

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und sei an Alle verteilt, während sie in Wahrheit Keinem gehört,<br />

entspringt dem Wesen der Macht, für deren Ermächtigung alle<br />

Machthaber nur die als solche ungekannten Übermächtigten<br />

bleiben, in deren Gebaren die Macht ihre Mächtigkeit eigentümlich<br />

bekundet und versteckt. <strong>Die</strong>se Verschleierung der eigentlichen<br />

Machthabe in der Ermächtigung der Macht ist daher erst<br />

recht dort anzutreffen, wo die Machtentfaltung nicht mehr nur<br />

politischen, sondern unmittelbar metaphysischen Charakter hat,<br />

im Despotismus und in der Diktatur. Hier scheint alle Macht<br />

ausschließlich »in der Hand« eines einzelnen Einzigen zu sein,<br />

der seiner »subjektiven« Machtgier durch die Niederzwingung<br />

der Niezuvielen ein Genüge verschafft. Man bedenkt nicht, daß<br />

solche Einzelnen als Machthaber nicht nur unter der Gegenmacht<br />

der Unterdrückten stehen, welche Gegenmacht freilich<br />

auch diesen nicht gehört; der »Despot« steht auch unter der<br />

Macht seiner eigenen Machtvollkommenheit. Ja »Despoten« und<br />

»Diktatoren« können am wenigsten die Machthaber sein, als<br />

welche sie erscheinen, gesetzt daß sie echte Diktatoren sind und<br />

d. h. Vollstrecker der Ermächtigung der Macht zur Übermächtigung<br />

in das Unbedingte ihres Wesens. Denn die Ermächtigung<br />

fordert ein Zwiefaches. Einmal die im voraus jede Ausnahme<br />

unterbindende Sammlung aller Machtverfügung auf eine<br />

machtmäßig diese Verfügung in der möglichen Steigerung haltende<br />

Einheit. Das sagt: die Machthaberschaft muß aus sich<br />

selbst die Möglichkeit der Übermächtigung immer neu entfalten.<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit aber untergräbt die Diktatur, weil sie die<br />

Erstarrung in einer Machtstufe mit sich bringt und sich vom<br />

Offenen <strong>des</strong> Unbedingten selbst ausschließt. Sodann fordert die<br />

Ermächtigung der Macht die Eingleichung aller Machtformen<br />

und aller durch sie unter die Macht Gestellten in die Einförmigkeit.<br />

<strong>Die</strong>se Einförmigkeit nimmt auch jener Machthaberschaft,<br />

die allein dem Wesen der unbedingten Ermächtigung der Macht<br />

gemäß ist, jede Auszeichnung und zwar so wesentlich, daß sie<br />

die Machthaber rücksichtslos in die Unauffälligkeit stößt.

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