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Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe

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tÕ koinÒn. Aus der <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong><br />

179<br />

Alle erfahren heute überall und vermerken eifrig das »Seltsame«<br />

dieses zweiten Weltkrieges. Doch Vielen hat schon die alleszerreibende<br />

Alltäglichkeit auch dieses Seltsame in ein Gewöhnliches<br />

verwischt. Andere meinen, der Beginn der bisher üblichen<br />

Kriegshandlungen müsse doch diesem seltsamen Zustand ein<br />

Ende setzen. Furchtbares mag dann den Menschen treffen. Aber<br />

es gewährt, wieviel es auch raubt, die Eindeutigkeit eines Mithandelns<br />

und beseitigt das lastend Ungreifliche <strong>des</strong> Seltsamen.<br />

Andere wieder finden diesen Weltkrieg gar nicht »merkwürdig«.<br />

Sie nehmen mit einer betonten, aber ihrer selbst doch nicht ganz<br />

sicheren Überlegenheit dieses »Seltsame« als das »Normale« <strong>des</strong><br />

nun eben »modernen« Krieges. Sie reden sich ein oder reden es<br />

auch nur nach, daß Solches, was als »modern« bejaht werde,<br />

auch schon in das Nichtseltsame und <strong>des</strong>halb Fraglose eingerückt<br />

sei. Wer etwas als seltsam »empfindet«, urteilt in der Tat<br />

aus dem Gesichtskreis <strong>des</strong> ihm Gewohnten. Er verzichtet darauf,<br />

wenn es beim bloßen »Empfinden« bleibt, dem, was da zunächst<br />

»seltsam« heißt, eigens nach-zudenken. Allein wer <strong>des</strong> Seltsamen<br />

sich entledigt, indem er es als das »eben Moderne« ausgibt, steht<br />

trotz der bekundeten »Wirklichkeitsnähe« in derselben Gedankenlosigkeit.<br />

Oder wird diese jetzt noch größer? Allerdings; denn<br />

solange ein Seltsames in seiner Seltsamkeit gegen das Gewohnte<br />

vermerkt bleibt, besteht die Möglichkeit, in dem Seltsamen ein<br />

Fragwürdiges anzuerkennen. Wo dagegen die »Modernität« (die<br />

Zeitgemäßheit) zur Erklärung und Rechtfertigung beigeholt<br />

wird, da ist die Gedankenlosigkeit in die Besinnungslosigkeit<br />

versunken und diese zum Grundsatz aller Stellungnahmen erhoben.<br />

Noch Anderen dagegen wird das Seltsame immer seltsamer. Sie<br />

zerren das Seltsame nicht mehr in die Beurteilung aus dem Bisherigen<br />

zurück und ersetzen noch weniger die Seltsamkeit durch<br />

eine scheinbar fraglose »Modernität«. Sie erkennen in dem, was<br />

man zunächst nur als »seltsam« empfindet und als

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