Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
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<strong>Die</strong>se Sinn-losigkeit vollendet sich dadurch, daß das Ausbleiben<br />
der Wahrheit <strong>des</strong> Seins selbst noch in die Unkennbarkeit versinkt,<br />
sobald das Seiende, das aus dem Sein und nach ihm genannt<br />
ist, vom Sein verlassen wird. Das Seiende ist in dem, was<br />
es ist und wie es ist und daß es je so und so ist, der planenden<br />
Berechnung und der lenkenden Meisterung <strong>des</strong> Menschen überlassen,<br />
der Mensch dabei auf die Erhaltung seiner als <strong>des</strong> Betreibers<br />
<strong>des</strong> machbaren Seienden erpicht. (»Kultur« und »Technik«<br />
neuzeitlich-metaphysisch, aber solches Menschentum bereits die<br />
Wesensfolge der Wahrheitlosigkeit <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong>.) <strong>Die</strong> Seinsverlassenheit<br />
<strong>des</strong> Seienden hat zur Folge, daß sich der Mensch die<br />
Sicherung seines Wesens in der durchgängigen Machbarkeit <strong>des</strong><br />
Seienden einrichtet. Das Seyn verläßt das Seiende, sofern das<br />
jeweilige Seiende in seiner Machbarkeit sich anbietet und die<br />
Menschenmache in den maßgebenden Vorrang setzt, wobei<br />
jedoch der Mensch die Machbarkeit <strong>des</strong> Seienden in ihrem<br />
Wesen und ihrer Wesensgründung nicht bedenkt, so zwar wiederum,<br />
daß das Seiende gleichwohl in die freilich ungekannte<br />
und grundlose Lichtung <strong>des</strong> Seins als der Machsamkeit von<br />
Allem eingelassen bleibt. In der Verlassenheit ist ja das Verlassene<br />
doch nicht vom Verlassenden abgeschnitten, sondern ihm<br />
gerade dergestalt zugewiesen, daß es sich ständig noch auf es<br />
»verläßt«, dies sogar dann, wenn das Verlassene sowohl das<br />
Verlassende als auch die eigene Verlassenheit vergißt. In einer<br />
Verlassenheit vom Seyn ist aber das Seiende durch jenes entlassen,<br />
weil im ungesehenen Lichte der Machbarkeit <strong>des</strong> Seienden je<br />
nur das Seiende gilt und das »Sein« zu einem bloßen Wortschall<br />
herabgesetzt wird.<br />
Doch dies ist ein wenngleich durch die Seinsverlassenheit notwendig<br />
erzeugter Schein. Auch in der Seinsverlassenheit <strong>des</strong><br />
Seienden west noch das Seyn. a<br />
Denn gerade zu der Zeit, wo sich<br />
die Sinnlosigkeit vollendet und das Menschentum in die schran-<br />
a<br />
Hs.: Das Verlieren und Entbehren <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong>, das Erwachen im<br />
Verlust, die Verweigerung – deren Zeichen: das Ungewöhnliche.