Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Macht sogar gegen sich selbst, da es stets die Übermächtigung<br />
gilt. <strong>Die</strong>se Rücksichtslosigkeit und Leere erweckt dann im<br />
Öffentlichen den Eindruck, daß das, was Machthaber vollziehen,<br />
eigentlich jeder kann, daß nichts dazu gehört außer – der<br />
höchsten Knechtschaft im Vollzug <strong>des</strong> Machtwesens. Und diese<br />
ist selten; eine Seltenheit, die dem entspricht, daß auch die<br />
Macht Grundwesen, das Grundunwesen <strong>des</strong> Seins ist und dieses<br />
durch die Einzigkeit im Eigenen bleibt.<br />
67. »Macht« und »System«<br />
Dem gemeinen Verstand fällt zuerst auf, daß die Macht nach<br />
einem »System« arbeite und vorgehe.<br />
In dieser Ansicht, die die Macht selbst dem alltäglichen Meinen<br />
über sie zuspielt, liegt jedoch eine Grundtäuschung. <strong>Die</strong> Macht<br />
ist in ihrem Wesen systemlos, und gerade dies sichert ihr die<br />
Mächtigkeit, jederzeit ihrer Übermächtigung ihrer selbst sicher<br />
zu bleiben. Was dagegen die in sich systemlose Macht für sich in<br />
Anspruch nimmt, ist die Möglichkeit der totalen Organisation,<br />
die gegenüber dem Seienden niemals eine Verbindlichkeit eingeht<br />
und dem Seienden auch jeden Anspruch auf Verbindlichkeit zum<br />
voraus abspricht. Was dem Machtwesen geläufig ist, die Ungebundenheit<br />
an das Seiende und die Art seiner jeweiligen Beurteilung<br />
und Bewertung, das empfindet das alltägliche Meinen<br />
immer wieder als das Befremdliche und sucht dieses als »Grundsatzlosigkeit«<br />
abzuwerten.<br />
68. Macht und Öffentlichkeit<br />
<strong>Die</strong> Macht braucht die Öffentlichkeit, aber für die Absicht, diese<br />
durch und durch zu verwirren und die Möglichkeit einer<br />
Meinungsbildung zu untergraben. <strong>Die</strong> Folge dieser Verwirrung<br />
ist die völlige Gleichgültigkeit gegenüber allem. <strong>Die</strong> größten<br />
83