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Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe

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Friede ist jetzt die übermächtige Beherrschung aller Kriegsmöglichkeiten<br />

und die Sicherung der Mittel ihres Vollzugs. Der<br />

Friede wird aber so nicht nur zu einem zeitweilig aussetzenden<br />

Krieg. Weil im Frieden die unscheinbare Unheimlichkeit <strong>des</strong>sen,<br />

was der Krieg sein kann, noch drohender waltet, wird der Friede<br />

zur Beseitigung <strong>des</strong> Krieges. Der »totale« Krieg schließt den<br />

Frieden ein und solcher »Friede« schließt den »Krieg« aus. <strong>Die</strong><br />

Unterscheidung von Krieg und Frieden wird hinfällig, weil beide<br />

mit wachsender Aufdringlichkeit sich als gleich-gültige Erscheinungen<br />

einer »Totalität« verraten. <strong>Die</strong> »Totalität« <strong>des</strong> »totalen«<br />

Krieges kann daher auch nicht als der nachträgliche Zusammenschluß<br />

<strong>des</strong> Kriegerischen und Friedlichen gelten. Hier stellt<br />

sich vielmehr dunkel ein Anderes vor die Besinnung. Das noch<br />

Ungreifliche und doch im Deutungslosen überall Sich-auf-undein-Drängende<br />

ist das Schwinden <strong>des</strong> Unterschieds von Krieg<br />

und Frieden. Nichts bleibt mehr, wohin die bisher gewohnte<br />

Welt <strong>des</strong> Menschentums noch zu retten wäre, nichts bietet sich<br />

aus dem Bisherigen an, was noch als ein Ziel der gewohnten<br />

Selbstsicherung <strong>des</strong> Menschen zu errichten wäre.<br />

Das Schwinden <strong>des</strong> Unterschie<strong>des</strong> von Krieg und Frieden ist die<br />

Verzwingung <strong>des</strong> Seienden als solchen in das Ungewöhnliche;<br />

und ihre Erschütterung alles Gewohnten wird um so ungewöhnlicher,<br />

je ausschließlicher das Gewohnte fortbesteht und weiterbetrieben<br />

wird. Das Seltsame, das uns zuweilen streift, gibt im<br />

Alltäglichen das Zeichen auf jenen Vorgang der Verzwingung<br />

<strong>des</strong> Seienden in das Ungewöhnliche. Das Seltsame ist keineswegs<br />

eine Eigenschaft <strong>des</strong> im Äußeren mit dem vollen Ausbruch<br />

zögernden Weltkrieges, sondern dieser Krieg selbst ist in seinem<br />

verhüllten Wesen bereits die Folge der Verzwingung in Jenes,<br />

was sich allem rechnenden Vorstellen entzieht. Der Wortbegriff<br />

»Totalität« sagt nichts mehr; er benennt nur die Ausweitung <strong>des</strong><br />

bisher Bekannten in das »Restlose« und verwehrt ein ursprüngliches<br />

Erfahren jener Verzwingung <strong>des</strong> Seienden in das Ungewöhnliche.<br />

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