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Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe

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verschleiert bleibt. <strong>Die</strong>se Verdeckung <strong>des</strong> Gewaltwesens der<br />

Macht, die »moralisch« gern als »Lüge« verurteilt werden mag,<br />

läßt sich jedoch gar nicht moralisch begreifen. Denn sie gehört in<br />

die Wesung <strong>des</strong> Seins. Weil man jedoch die Macht immer nur<br />

vom Seienden her und als ein Seien<strong>des</strong> sieht und als Einbruch<br />

eines Seienden in das sonst gesicherte und gewohnte Seiende,<br />

<strong>des</strong>halb rettet sich alle Beurteilung der Macht in eine Verurteilung<br />

der Machtausübung und in die Entrüstung über sie.<br />

Daß die Machtentfaltung und Machtausübung auf dem<br />

Grunde der neuzeitlichen Metaphysik das neuzeitliche Menschentum<br />

mit »Idealen« versieht und bald die »soziale Gerechtigkeit«,<br />

bald den »Fortschritt der Kultur«, bald die Rettung der<br />

abendländischen »Kultur«, bald eine neue »Weltordnung«, bald<br />

ein politisches System als »Hochziele« aufsteckt, das alles ist<br />

nicht eine größere oder geringere, geschicktere oder ungeschicktere<br />

Verlogenheit, die aus sonstwelchen trüben Quellen menschlichen<br />

Handelns stammt, sondern dieses Sichnichtdecken <strong>des</strong>sen,<br />

was man sagt und was man »eigentlich meint«, wird vom Wesen<br />

der Machtermächtigung jedem Machthaber abgefordert. <strong>Die</strong>se<br />

müssen einen Tribut bezahlen, der je<strong>des</strong> andere »Opfer« übersteigt,<br />

und sie müssen ihn oft bezahlen, indem sie das weitere<br />

abzuleisten haben, nicht einmal wissen zu können, in welcher<br />

Tributpflicht sie stehen.<br />

60. Macht und Gewalt<br />

<strong>Die</strong> Gewalttätigkeit (Brutalität) zeichnet sich durch eine eigentümliche<br />

Einfachheit aus. Ihr Vorgehen geht auf die unbedingte<br />

Vernichtung mit unbedingt wirkenden Mitteln bei jeder Gelegenheit<br />

und in jeder Hinsicht.<br />

Sobald daher einmal zwei Mächte von der gleichen Brutalitätsfähigkeit<br />

aufeinander stoßen, wird sich zeigen, daß ihre Methoden<br />

sich in keiner Hinsicht unterscheiden, weil nichts da ist,<br />

worin sie sich überhaupt unterscheiden können. Daher stei-

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