Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
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verschiedenartig, auf das Verlassende verläßt. <strong>Die</strong> Verlassenheit<br />
ist dann eine wesentliche, wenn das Verlassende als solches nicht<br />
mehr wißbar ist und doch noch ein verhüllter Schein alles umdrängt.<br />
Das Nichtmehrzulassen hat seinen »Eigensinn« und die Entschiedenheit<br />
daher, daß es das Stehen in der Wahrheit un-nötig<br />
gemacht hat. <strong>Die</strong> Not ist verschwunden, weil alles Seiende erklärbar<br />
geworden und vollends gar das Sein. Man braucht nur<br />
die Beschaffenheit <strong>des</strong> Menschen zu kennen und daß alles im<br />
Machen seiner Gemächte spielt. Was ist einleuchtender, überzeugender<br />
und erhebender und zugleich endloser als solche<br />
Kenntnis?<br />
Im »Lichte« dieser Kenntnis ist der Mensch geblendet und sieht<br />
nur sich selbst – »Anthropologie«. <strong>Die</strong>se Blendung aber läßt das<br />
Sein zu als die Verblendung der Seinsvergessenheit.<br />
36. Das Ende der Neuzeit in der <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong><br />
Das metaphysische Ereignis der Vollendung der Neuzeit ist die<br />
Ermächtigung <strong>des</strong> »Kommunismus« zur geschichtlichen Verfassung<br />
<strong>des</strong> Zeitalters der vollendeten Sinnlosigkeit. Nach dem in<br />
»Sein und Zeit« gedachten Begriff <strong>des</strong> Sinnes meint dieses Wort<br />
den Entwurfsbereich der Entwerfung <strong>des</strong> Seins auf seine Wahrheit.<br />
Und »Wahrheit« bedeutet die entbergende Freigabe <strong>des</strong><br />
Seins in das Gelichtete seiner Wesung. Sinn-losigkeit meint daher<br />
die Wahrheitslosigkeit: das Ausbleiben der Lichtung <strong>des</strong> Seins.<br />
Sobald dies sich ereignet und das »Sein« gleichwohl wie sonst<br />
genannt wird, übernimmt es die Rolle <strong>des</strong> fraglosen allgemeinsten<br />
Wortes für das Allgemeinste und Leerste, das an die<br />
unanschauliche äußerste Grenze <strong>des</strong> Verstellbaren hinausgeschoben<br />
ist. Das Sein <strong>des</strong> Seienden, in jeglichem Verhalten, Sagen<br />
und Schweigen <strong>des</strong> Menschen zwar ständig gemeint, hat auf eine<br />
Lichtung und Bestimmung seiner selbst verzichtet.<br />
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