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JAHRBUCH - Glowfish

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4 Karl Abraham.<br />

und zeitliclie Ausdehnung der Zustände bestätigen können. Damit<br />

sind wir aber an der Grenze der Erkenntnismöglichkeiten angelangt,<br />

sofern wir uns auf das dem Patienten Bewußte als einzige Quelle<br />

unseres Wissens beschränken. Unerklärt bleibt die Ursache des Auftretens<br />

der Traumzustände. Im allgemeinen begnügt sich der Neurotiker<br />

mit wachen Träumereien. Es bleibt dunkel, warum diese gelegentlich<br />

eine Steigerung zu akuten, anfallsähnlichen, mit einer leichten Alteration<br />

des Bewußtseins verbundenen Zuständen erfahren. Unklar bleibt in<br />

ihrem ganzen Wesen die Entrückung,<br />

speziell das Gefühl des Fremdartigen,<br />

Unwirklichen. Vollends in Dunkel gehüllt bleiben die temporäre<br />

Bewußtseinsleere und endlich das Auftreten der Angst mit ihren Begleiterscheinungen.<br />

Alle diese Erscheinungen sind überdies der individuellen<br />

Variation unterworfen. Jeder einzelne Fall bietet seine Rätsel. Insbesondere<br />

die Phantasien des Anfangsstadiums (und auch die des Schlußstadiums)<br />

sind ohne eingehende Analyse nur in ganz beschränktem<br />

Umfange verständlich.<br />

Den Schlüssel zur Lösung dieser Rätsel gibt uns die Kenntnis<br />

vom Phantasieleben des Neurotikers, die durch die psychoanalytischen<br />

Forschungen gewonnen wurde.<br />

Wir haben durch Freud gelernt, daß unsere Phantasien Verlautbarungen<br />

unserer Triebe sind. Wünsche, deren Erfüllung verhindert<br />

ist,<br />

sucht unsere Einbildungskraft als erfüllt oder in Erfüllung begriffen<br />

darzustellen. Beim Neurotiker ist nun das gesamte Triebleben, sind alle<br />

Partialtriebe von ursprünglich abnormer Stärke. Gleichzeitig ist die<br />

Neigung zur TriebVerdrängung besonders groß. Aus dem Konflikte<br />

zwischen Trieb und Verdrängung geht die Neurose hervor. Der Vielgestaltigkeit<br />

und der Macht seines Trieblebens, der Fülle verdrängter<br />

Wünsche entspricht es, daß der Neurotiker ein Phantast ist.<br />

Er neigt darum, wie die Erfahrung lehrt, in hohem Grade zur Tagträumerei;<br />

auch sein<br />

Schlaf pflegt reich an lebhaften Träumen zu sein.<br />

Die Triebkraft seiner verdrängten Wünsche ist aber so gewaltig, daß<br />

der Neurotiker mit diesen auch dem Normalen eigenen Ausdrucksmitteln<br />

nicht sein Auskommen findet. Die Neurose selbst steht ganz und<br />

gar im Dienste dieser Tendenzen. Der neurotische Traumzustand ist,<br />

wie in dieser Arbeit gezeigt werden soll, nur eines der mannigfachen<br />

Phänomene, durch welche das Heer der verdrängten Wünsche sich<br />

manifestiert.<br />

Der Krankheitsfall, aus dessen umfangreicher Analyse ich das zum<br />

Verständnis der Traumzustände Notwendige nun zunächst mitteile,

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