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JAHRBUCH - Glowfish

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Psychologische Untersuchungen an Dementia praecox-Kranken. 187<br />

(März 1903) klagte er die Frau an, sie wolle ihn vergiften. Er wurde der<br />

Frau gegenüber grob und gewalttätig, sie habe es mit anderen, habe<br />

heimlich eine Frühgeburt einleiten lassen, zu einer Zeit, wo er zur Erholung<br />

weg war (bei der Frau mußte in der Tat Abort wegen Tuberculosis incipiena<br />

eingeleitet werden). Er müsse also scheiden.<br />

Zweite Aufnahme am 17. Juli 1903, er kommt wieder mit der Diagnose<br />

Progressive Paralyse. Körperlich außer der schon erwähnten Pupillendifferenz<br />

keine Abnormitäten. Auffassung, Merkfähigkeit, Gedächtnis<br />

immer noch gut. Keine Demenz. Wahnideen (Größenideen, Verfolgungsideen;<br />

über letztere wird weniger berichtet als über die Größenideen), Er<br />

scheint viel zu halluzinieren, ,, studiert" viel; ist zeitweise sehr aufgeregt.<br />

Patient will nicht arbeiten, steht lange am Fenster im Wachsaale,<br />

spricht viel von seinen Kindern, die draußen zu leiden haben (er ist mit<br />

ihnen, wenn sie ihn besuchen, meistens zärtlich). Sie werden draußen<br />

mißhandelt, verfolgt, wie der Vater auch. Patient hält die Ärzte für „Femrichter"<br />

(die Verfolger sind zu einer Feme organisiert).<br />

Im Dezember 1903 behauptet er, es habe im ärztlichen Bureau eine<br />

Sitzung seiner Richter stattgefunden, der Direktor der Anstalt sei die<br />

untersuchende Behörde. Der Bundesanwalt K. war auch dabei.<br />

Neulich habe er einer Sitzung des Schwurgerichtes anwohnen müssen,<br />

wo man behauptete, er habe Homosexualität getrieben.<br />

Er wird gegen die Ärzte immer ablehnender, schimpft, droht, muß<br />

in den Wachsaal versetzt werden. Im Jänner 1904 behauptet er, es habe<br />

soeben eine Versammlung der Ärzte des Kantons stattgefunden vor dem<br />

Hause; er habe die Verhandlungen verfolgen können. Der Assistenzarzt<br />

W. sei vom Vereine ausgeschlossen worden, er dürfe nicht mehr Psychiatrie<br />

treiben. Er habe auch gehört, daß einer seiner Söhne erschossen werden soll.<br />

Juni 1904. Seine Sache sei sehr einfach, wenn man nur annehmen<br />

wolle, daß sein echter Name „Bonaparte" ist und Joh. B. nur der Name<br />

des Pflegevaters sei.<br />

Jänner 1905. Äußert viele hypochondrische Klagen; man injiziere<br />

ihm alle möglichen Gifte; er habe ,, Glanzaugen" (der sogenannten Gens<br />

ulpia), die unter dieser Behandlung zugrunde gehen (,,Chloridiniektionen").<br />

— „Es werden Messingscheiben in die Augen eingesetzt"; mit einem ,, Protektor"<br />

wird ihm in die Augen hineingeschossen; er versteckt den Kopf<br />

unter das Bettuch, um das zu verhindern. Es sei ein Verbrechen, ihn zurück-<br />

1906 wurde er<br />

zuhalten, man verhindere, daß er dem Volke gezeigt wird.<br />

etwas zugänglicher, steckt immer aber voll von Wahnideen, hört viel<br />

Stimmen. Er komme nicht mehr heraus, könne seine Erfindungen nicht<br />

patentieren lassen usw. Eine Verschlechterung trat ein;<br />

er wurde unruhig,<br />

mußte nachts in der Zelle schlafen, wo er sehr viel geplagt wird; er kommt<br />

allmählich von den besten Abteilungen auf die unruhigsten.<br />

1907 ist er schon in der unruhigsten Abteilung. Im August 1906<br />

wurde ein Detail notiert, das erst später verständlich sein wird: Bei der<br />

Exstirpation einer Warze führte er sich ziemlich wehleidig auf,<br />

spülte die<br />

Stelle viertelstundenlang am Brunnen.<br />

Jänner 1908. Trotzdem er auf der Zellenabteilung ist, ist es gelungen,

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