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JAHRBUCH - Glowfish

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Ein Fall von multipler Perversion mit hysterischen Absenzen. ^5<br />

verschlimmert wird durch sexuelle Faktoren. Diese erst sind es, die oft<br />

Form und Farbe der Symptome bestimmen, sie auslösend sich entfalten<br />

lassen. Unser Kranker z. B. bringt seine Anfälle von Zornmütigkeit<br />

jetzt mit der Homosexualität in Verbindung, die in der<br />

Kindheit stellten sich als Wutausbrüche heraus, weil er bei der Mutter<br />

keine Gegenliebe gefunden hatte. Und später begann er spontan zu erzählen,<br />

wenn er länger als vier Tage (sein gewöhnliches Intervall zwischen<br />

zwei Sexualakten) mit der Frau nicht verkehre, bekomme er regelmäßig<br />

Depressionen, die nach einem Koitus stets besser würden. Auch<br />

aus homosexuellen Gründen kamen solche Verstimmungszustände<br />

häufig. Sobald er z. B. in den letzten zwei Jahren (seiner Ehezeit) mit<br />

dem geliebten Vater gesprochen hatte, wurde es ihm stets sehr schwer,<br />

seine Frau zu ertragen. Ferner ,,wenn sie mir wehrte, zu ihr zu kommen,<br />

weil sie z. B. ihre Menstruation erwartete, dann wurden wir beide<br />

immer nervös und es kam regelmäßig zu Streitigkeiten." Diese Nervosität<br />

wurde immer leichter, wenn er ein Weib koitierte. ,,Ich weiß<br />

schon seit Jahren, daß ich gegen meine Depressionszustände zu einer<br />

Prostituierten gehen muß, dann wird es besser, und dies selbst dann,<br />

wenn ich mit ihr gar nicht verkehrte, sondern bloß mit ihr sprach und<br />

mich von ihr trösten ließ", was offenbar Erinnerung an die Mutter ist<br />

und eine aufgelegte Wunscherfüllung.<br />

Weitere Wurzeln für die Depressionszustände werden wir noch<br />

in den pseudoepileptischen Anfällen (gleichfalls aus sexuellen Bedingungen)<br />

und in der Onanie entdecken, endlich noch darin, daß, wenn<br />

er von einem Jüngling erregt ist,<br />

er mit einem Weibe nicht verkehren<br />

mag. Nachdem ich ihm schon in der ersten Analysenstunde den Zusammenhang<br />

zwischen Homosexualität und Depression aufgedeckt<br />

hatte, erzählte er mir schon am 15. Tage, er sei jetzt nicht mehr so oft<br />

verstimmt und die einzelnen Depressionen auch nicht mehr so arg.<br />

Er könne leichter arbeiten und die Anfälle gingen auch rascher vorüber.<br />

Unzweifelhaft also eine Heilwirkung, die sich späterhin immer noch<br />

mehr vertiefte und nach den Regeln der Psychonalyse den supponierten<br />

Zusammenhang untrüglich erweist.<br />

Um meine Anschauung noch einmal scharf zu präzisieren: es<br />

herrscht kein Zweifel,<br />

im Gehirne muß etwas Krankhaftes angeboren<br />

sein, was wir Belastung oder Entartung heißen, wenn es zu so schweren<br />

Symptomen kommt, wie konstante Neigung zu Depressionen und<br />

stete Maßlosigkeit der Affekte. Das ist conditio sine qua non. Wird doch<br />

ein nur halbwegs normaler Mensch nicht gleich schwermütig, weil er

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