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JAHRBUCH - Glowfish

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Ein Fall von multipler Perversion mit hysterischen Absenzen. 73<br />

liehen Mittel gegen Verstopfung an. Sie wartete stets ängstlich auf<br />

Leibesöffnung und, wenn sie einen Drang zu verspüren glaubte, ließ<br />

sie sofort alles liegen und stehen. Sie hat sich aber nicht bloß selbst<br />

fortwährend Irrigationen gemacht, sondern diese auch in größerer<br />

Zahl ihren Kindern versetzt, zumal mir, als sie entdeckte, daß ich<br />

Würmer habe." Daß dies nicht bloß therapeutische Sorgfalt, beweist,<br />

daß sie ihre Kinder möglichst lange noch selbst auf den Topf setzte,<br />

auch zu großen Geschäften, und daß unser Patient noch immer von der<br />

Mutter abhängig blieb, als alle Kameraden sich längst zur analen<br />

Selbständigkeit<br />

schon durchgerungen hatten.<br />

Ich will hier eine Episode einflechten, auf welche Patient den<br />

Haß gegen seine Mutter zurückführt. ,,Als ich mit 13 Jahren sehr<br />

schwächlich war und sehr schlecht aussah, äußerte der Hausarzt zur<br />

Mutter die Vermutung, ich onanierte, sie möge mir doch einmal ins<br />

Gewissen<br />

reden. Mutter war davon so überwältigt, daß sie eines Abends<br />

weinend zu mir kam:<br />

,Du sollst dich nicht berühren, das ist eine große<br />

Sünde!' Meinen Protest, ich verstünde nicht, was sie meine, ließ sie<br />

nicht gelten.<br />

,Du verstehst mich sehr wohl, aber du willst es nicht verstehen<br />

!' Verschärft wurde mein Verdruß über diese Ungerechtigkeit,<br />

als mir ein Vetter später mitteilte, er habe wieder durch seine Mutter,<br />

die ihn mit Recht wegen Masturbation zur Rede stellte, von meiner<br />

angeblichen Onanie vernommen, d.<br />

h. meine Mutter hatte der seinigen,<br />

die ihre Schwester war, davon gesprochen. Das ärgerte mich nun außerordentlich,<br />

denn das hatte mir die Mutter verheimlicht." Vielleicht<br />

nahm er sich beides auch deshalb so zu Herzen, weil der Hausarzt tatsächlich<br />

Recht gehabt hatte.<br />

Der Junge hatte wirklich schon Onaniegefühle<br />

gekannt, d. h. beim Seilklettern in der Turnstunde mehrmals<br />

Ejakulationen bekommen, gefolgt von einem eigentümlich-angenehmen<br />

Gefühl, ohne die Bedeutung dieser Vorgänge zu verstehen. Als er dann<br />

später mit 15,<br />

16 Jahren tatsächlich zu onanieren begann, da merkte<br />

er wohl, daß die Mutter ihm nachspionierte, namentlich die Leintücher<br />

morgens untersuchte, was ihn natürlich nur zu vermehrter Vorsicht<br />

spornte und, wie er vermeint, auch seinen Haß gegen die Mutter weckte.<br />

,,Das Vertrauen hatte ich schon früher verloren, damals begann vielleicht<br />

der Haß gegen sie." Ohne die Bedeutung all der genannten Faktoren<br />

zu bestreiten, ist doch zu bemerken, daß dieser Haß durch die ungerechte<br />

Beschuldigung und das Nachspionieren wohl eine neue Nahrung<br />

erhielt und sie zum willkommenen Anlaß des Bruches genommen wurden,<br />

daß aber jene feindselige Regung weit tiefer wurzelt, gleichwie der

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