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JAHRBUCH - Glowfish

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86 J. Sadger.<br />

vier Tage bei keinem Weibe war. Allein neben dieser unerläßlichen<br />

Disposition, der angeborenen Konstitution, braucht es dann immer<br />

noch einer Ursache, die jene erst in Wirksamkeit treten läßt. Diese<br />

scheint mir recht häufig gerade die sexuelle zu sein. Um ein Beispiel<br />

aus der internen Medizin zu geben: ein phthisischer Habitus oder mindestens<br />

eine Disposition ist unbedingt nötig, damit ein Mensch von<br />

Tuberkulose befallen wird und sich der eingedrungenen Keime nicht<br />

mehr zu erwehren imstande ist. Allein es kann auch der schönste Habitus<br />

zeitlebens von der Phthise verschont bleiben, wenn der Kochsche Bazillus<br />

durch Abhärtung des Körpers oder günstige Umstände nicht zur<br />

Festsetzung gelangen kann. Worauf ich besonders hinweisen möchte<br />

und was der Nachprüfung an einem recht großen Materiale harrt, das<br />

ist der Zusammenhang zwischen angeborener Anlage, der Belastung<br />

also,<br />

und dem begünstigend-auslösenden Faktor der Sexualität. Bisher<br />

ward einseitis stets nur das erstere Moment betont. Mich will nach<br />

meinen Erfahrvmgen bedünken, daß dem Sexuellen zumindest in<br />

einer<br />

Reihe von Symptomen die spezifisch auslösende Bedeutung zukommt,<br />

zumal bei der Neigung zu Depressionen, vermutlich aber auch bei maßlosen<br />

Affekten.<br />

Nach dieser Abschweifung wollen wir wieder zu unserem Kranken<br />

zurückkehren und uns um die<br />

Erziehungseinflüsse<br />

umsehen, die erfahrungsgemäß bei jeglichem Urning von ganz besonderer<br />

Wichtigkeit sind. ,,Als Kind hatte ich gar keinen Kameraden",<br />

erzählt Patient. „Einen solchen bekam ich erst in<br />

einem Vetter, als ich<br />

mit 10 Jahren zu meinem Onkel zog." Doch auch mit diesem entspann<br />

sich kein dauerndes Bündnis, nur einige Betätigungen der<br />

Analerotik, so daß er eigentlich auch von 10 bLs<br />

15 Jahren noch ohne<br />

Kameraden blieb. ,,Ich war der Sohn eines Grafen und die Spielkameraden<br />

meiner Kindheit Söhne von Arbeitern und kleinen Beamten,<br />

die mir deshalb Respekt entgegenbrachten. Später im Gymnasium<br />

erwartete ich dasselbe von meinen nunmehrigen Kameraden, wurde aber<br />

nicht mehr so respektiert. Es ist eigentümlich, daß ich um diese Zeit<br />

so wenig Freunde hatte. Ich verkehrte nur mit Cousins und Cousinen,<br />

eventuell auch deren Freundinnen und hatte auch kein Bedürfnis<br />

nach Kameraden, wohl aber nach Beschützern, d. h. Kameraden<br />

aus älteren Jahrgängen, wohinter sich ein gewisses Begehren nach<br />

Macht barg. Man fühlt sich auch so sicher, wenn man einen solchen

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