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JAHRBUCH - Glowfish

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über hysterische Traumzustände. 5<br />

eröffnet<br />

klärende Einblicke in das Gewirr der einander verstärkenden<br />

oder unter sich widerstreitenden Triebregnngen. Die Analyse läßt die<br />

alles<br />

beherrschende Bedeutung der Sexualphantasie erkennen; es wird<br />

vollkommen durchsichtig, daß die bewußten, dem äußeren Anscheine<br />

nach nicht sexuellen Phantasien durch den Prozeß der Sublimierung<br />

aus sexuellen Wünschen hervorgegangen sind. Die von der Zensur zum<br />

Bewußtsein zugelassenen Phantasien dienen lediglich zur Vertretung<br />

verdrängter Wünsche; ihre Triebkraft haben sie von den letzteren<br />

entlehnt.<br />

Beobachtung B,<br />

Der Patient B leidet an einer ungewöhnlich schweren Hysterie<br />

mit Phobien und Zwangserscheinungen. Seine Angst, allein das<br />

Haus zu verlassen, macht ihn seit fünf Jahren zur Ausübung seines<br />

Berufes und überhaupt zu fast jeder sozialen Betätigung unfähig. Neben<br />

schweren Angstzuständen treten mit großer Häufigkeit Traumzustände<br />

bei<br />

ihm auf.<br />

Den ersten derartigen Zustand erlebte Patient, wie er sich erinnert,<br />

im Alter von 10 Jahren, als er sich einmal zurückgesetzt fühlte. Es bemächtigte<br />

sich seiner ein ,, Gefühl des Weltschmerzes", dem rasch<br />

Kontrastvorstellungen folgten: ,, später, wenn ich erst groß bin, werde<br />

ich euch schon imponieren". Er geriet dabei in eine ekstatische Begeisterung<br />

und empfand eine traumartige Veränderung seines Bewußtseins.<br />

Seither führt jede Situation, in der ihm die Überlegenheit anderer<br />

und seine eigene Tatenlosigkeit besonders zu Bewußtsein kommen, einen<br />

Traumzustand herbei. Durch seine Lage ist er also zu solchen Zuständen<br />

fortwährend disponiert. Es genügt z.<br />

B., daß man in seiner Gegenwart<br />

die Tüchtigkeit oder die Erfolge eines Altersgenossen erwähnt; sofort<br />

reagiert er mit einem Traumzustande. Im Laufe der Zeit hat sich eine<br />

größere Variabilität in bezug auf den auslösenden Anlaß herausgebildet.<br />

Der Anblick weiblicher Personen, Theater, Musik, Lektüre wirken in<br />

diesem Sinne, indem sie bei dem Patienten ehrgeizige oder erotische<br />

Phantasien hervorrufen. Weniger leicht verständlich ist schon die<br />

auslösende Wirkung, welche von lebhafter Körperbewegung (z. B.<br />

Gehen auf der Straße) oder vom Hören starker Geräusche (z.<br />

B. Fahrt<br />

eines Eisenbahnzuges über eine Brücke) ausgeht. x\m häufigsten tritt<br />

der Zustand auf der<br />

Straße ein.<br />

Alle diese Anlässe rufen zunächst eine lebhafte Tätigkeit der<br />

Phantasie hervor und zugleich den Vorsatz, mit aller Energie an der

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