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JAHRBUCH - Glowfish

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Analytische Untersuchungen über die Psychologie des Hasses usw. 135<br />

Kennzeichen, Bedingungen und Gesetzen des Sittlichen ist,<br />

wie Lipps<br />

betont, eine psychologische Tatsachenfrage^). Deshalb fußt selbst die<br />

spekulative oder metaphysische Ethik eines AVundt auf der empirischen<br />

Methode^) so gut wie die am Wohlfahrtsprinzip orientierte Sittenlehre<br />

eines Höffding^).<br />

Die psychologische Ergründung ethischer Phänomene fällt<br />

nicht<br />

nur wegen ihres Objektes in die Domäne der Ethik, sondern auch darum,<br />

weil die Exploration sehr häufig von einer bewertenden Tätigkeit<br />

nicht zu trennen ist. Der Sühnebegriff z. B. ruht offenbar auf dem<br />

Sühnebedürfnis, welches seinerseits auf unterschwellige, durch<br />

Verdrängung entstandene Tatsachen zurückgreift. Bei der analytischen<br />

Behandlung des Dranges nach Sühne nun schwindet unter gewissen<br />

Bedingungen der Sühnetrieb ebenso zugunsten eines andern Bewußtseinsinhaltes,<br />

wie etwa die Auffindung der unterschwelligen<br />

Ursachen einer Angstneurose der quälenden Gemütslage ein Ende<br />

bereitet und eine neue einleitet. In anderen Fällen führt ein kleiner<br />

Schritt von der psychologischen Arbeit zur Lösung ethischer Probleme.<br />

Die folgenden Erörterungen setzen Kenntnis der Traumforschung<br />

voraus. Ich möchte sie gerne jedem Leser vorenthalten, der nicht durch<br />

gründliches Studium der<br />

Freudschen Traumdeutung und eigene Analysen<br />

die Gesetze des subliminalen Phantasielebens kennen gelernt<br />

hat.<br />

Vortiemerkuiig.<br />

Max, geboren im Februar 1894, war vom Frühling 1905 an während<br />

eines Jahres mein Schüler und wies sich in dieser Zeit als intelligentes<br />

Bürschchen aus. Von da an sah ich ihn alle zwei Wochen im Jugendgottesdienst,<br />

bis ich ihn im Mai 1908 in den Religionsunterricht einer<br />

hier nicht näher zu bestimmenden Schule aufnahm. Seine Leistungen<br />

zählten zu den besten der Klasse.<br />

Die in einem früheren Aufsatz"^) geschilderte Erkrankung seines<br />

Bruders Arno gab mir anfangs Oktober 1908 Einblicke in das<br />

gespannte Verhältnis,<br />

das zwischen fast allen Familiengliedern bestand,<br />

und in die Hysterie der Mutter. Max berichtete mir regelmäßig, wie es<br />

um seinen älteren Bruder stehe. War irgend ein Zwist ausgebrochen,<br />

1) Th. Lipps, Die ethischen Grundfragen, 4.<br />

2) W. Wandt, Ethik 2, 14 f.<br />

3) H. Hoff ding, Ethik 2, 44 f.<br />

*) Psychanalytische Seelsorge und experimentelle Moralpüdagogik. Protestantische<br />

Monatshefte 1909, Nr. 1.

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