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JAHRBUCH - Glowfish

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116 J. Sadger.<br />

verlor". Bald kamen spezialisiertere Angaben. Die erste Attaque kam<br />

bei einer mathematischen Klausurarbeit, die von 8 bis 1 Uhr währte,<br />

und zwar gegen Ende dieser Zeit, als er merkte, die Sache gehe schief.<br />

,,Plötzlich begann ich zu taumeln, ein Kamerad und der Lehrer sprangen<br />

herzu, hielten mich, damit ich nicht falle, und reichten mir Wasser,<br />

worauf ich rasch wieder zu Bewußtsein kam. Vorher merkte ich gar<br />

nicht, daß ich das Bewußtsein verlieren werde. In der nachträglichen<br />

Erinnerung erscheint es mir wie ein ruhiges Einschlafen. Mehr weiß<br />

ich von diesem ersten Mal nicht zu sagen, wohl aber von den Ohnmächten<br />

bei den gymnastischen Übungen. Damals war auch ein Kamerad<br />

bei mir, in den ich ein wenig verliebt war. Ich machte diese<br />

Übungen und fiel dabei zusammen. Er stürzte auf mich zu und legte<br />

mich auf das Sofa. Alles drehte sich vor meinen Augen, aber ich war<br />

ganz klar dabei und hatte volles Bewußtsein. Das Ganze währte nur<br />

wenige Sekunden, nachher fühlte ich mich auch ganz gesund und ging<br />

mit ihm fort."<br />

Hier tritt uns bereits ein ganz merkwürdiger Zug entgegen. Konnte<br />

man bei der Klausurabsenze noch daran denken, sein Unbewußtes<br />

habe sie darum produziert, um einem Nichtgenügend zu entgehen,<br />

so fiel dieser Grund hier vollständig weg. Dafür aber zeigte sich ein<br />

homosexuelles Leitmotiv, von einem geliebten Kameraden aufgefangen<br />

und in die Arme genommen zu werden. Es stellte sich gar bald heraus,<br />

daß solche homosexuelle Motive bewußt oder unbewußt auch seinen<br />

früheren Anfällen nicht fehlten. Zunächst bemerkte er in einer späteren<br />

Sitzung, daß nur die beiden ersten Ohnmächten aus Anlaß mathematischer<br />

Klausurarbeiten, die er auch rasch nacheinander produzierte,<br />

von selber kamen; später rief er sie mindestens zweimal absichtlich<br />

hervor, weil die Sache schief ging. Man hatte ihm gesagt, die früheren<br />

echten Absenzen seien gekommen, als er vornüber gebeugt schrieb und<br />

sich dann aufrichtete. Also probierte er jetzt in der Verlegenheit, ob<br />

sie nicht künstlich zu erzeugen wären, stemmte die Schultern zurück<br />

und die Brust heraus, weil er derart das Blut in den Kopf heraufzupressen<br />

vermeinte, und richtig gelang es ihm, eine Absenze so künstlich zu erzeugen.<br />

Neben diesem eingestandenen Grunde war sicher noch ein<br />

zweites Motiv vorherrschend, wie er selber angibt: er war in den Mathematikprofessor<br />

verliebt. Von diesem hatte er bei der ersten Ohnmacht<br />

viel Liebe erfahren. ,,Er trug mich aus der Klasse, nahm seinen eigenen<br />

Sessel für mich heraus und flößte mir Wasser ein.<br />

Deshalb vermutlich<br />

produzierte ich gerade bei ihm die Absenze, um das wieder zu

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