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JAHRBUCH - Glowfish

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22 Karl Abraham.<br />

wie eine Unendlichkeit." Auf dem Höhepunkte des Erreg ungsVorganges<br />

— als einen solchen müssen wir ihn bezeichnen — ist das Denken<br />

unterbrochen.<br />

Der Patient vervollständigt seine Schilderung wie folgt: ,,Man<br />

hat die Idee im Leben, als wenn alles vorwärts drängt; ich meine z. B.<br />

den Blutkreislauf. Mit einem Schlage ist alles anders; nun ebbt alles<br />

zurück, als wenn es nicht mehr vorwärts, sondern rückwärts ginge.<br />

Es ist, als wenn ein Zauber in Kraft getreten wäre. Während sonst<br />

alles aus dem Körper hinaus will, wird es nun in den Körper zurückgetrieben.<br />

Ich strahle nicht aus, sondern ich ziehe ein." Dann, nach<br />

einer kleinen Pause fortfahrend: „Es liegt darüber eine absolute, harmonische<br />

Ruhe, eine wohltuende Passivität, im Gegensatze zu meinem<br />

wirklichen Leben. Die Wogen strömen über mich hin.<br />

Es wird etwas<br />

mit mir gemacht. Wenn der Zustand nicht aufhörte, würde ich mich<br />

bis ans Ende der Tage nicht bewegen."<br />

Diese Traumzustände dienen dem Patienten dazu, in seiner Phantasie<br />

uneingeschränkte Lust aus sexueller Passivität zu gewinnen.<br />

Er möchte ein Weib sein; im Traumzustand erlebt er die Erfüllung<br />

dieses Wunsches. Er hat vollkommen recht, wenn er von der „denkbar<br />

größten, physischen Veränderung" spricht. Eine eingreifendere Veränderung<br />

als die Verwandlung in ein Wesen des andern Geschlechtes<br />

kann ja nicht erdacht werden. Für den Patienten bedeutet sie nicht<br />

nur eine Veränderung seines Geschlechtes, sondern eine Umkehrung<br />

seiner<br />

gesamten Lebensführung.<br />

Der Wunsch, Weib zu sein, weist uns auf die homosexuelle Triebkomponente<br />

bei dem Patienten hin. Da wir von der intensiven Übertragung<br />

der infantilen Libido auf den Vater bereits erfahren haben,<br />

so wird die Annahme nahegelegt, der Patient identifiziere sich, wenn<br />

er ein Weib sein will, mit seiner Mutter, um beim Vater ihren Platz<br />

einzunehmen. Diese Annahme wird gesichert durch die Ätiologie des<br />

schon erwähnten Kopfschnaerzes, der in erster Linie der Identifizierung<br />

des Patienten mit seiner Mutter dient. Die Mutter litt schon in der<br />

Kindheit des Patienten an Anfällen von Kopfschmerz, welchen die<br />

seinigen auffallend gleichen. Der Kopfschmerz der Mutter kam stets<br />

mit der Periode; sie war gleichzeitig einige Tage lang sehr empfindlich<br />

gegen jeden Reiz und mußte sich vollkommen schonen. Auch bei dem<br />

Patienten wiederholte sich der Kopfschmerz jahrelang in<br />

vierwöchentlichen Intervallen und dauerte jeweilendrei bis<br />

vier Tage. Patient ist während des Kopfschmerzes äußerst empfindlich

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