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JAHRBUCH - Glowfish

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272 F. Rikliu.<br />

aber lassen sich von den Beziehungen zu den Eltern und Wirkung der<br />

Eltern herleiten.<br />

Patient will wie ein gewissenhafter Syphiliskranker nicht heiraten<br />

wegen des sogenannten ,, Ichproblems", mit dem er niemand infizieren<br />

will; er will es auch nicht auf die Kinder vererben. Beides im Gegensatze<br />

zum Wunsche, das zu tun, womit man die Übertragung der<br />

Krankheit bewerkstelligt (wir haben nur die gleiche Verschiebung<br />

von Syphilis auf Sperma und Koitus vorzunehmen, welche Patient<br />

im Aufbaue der Phobie und des Waschzwanges verwendet) und Kinder<br />

zu bekommen^).<br />

In der Phobie liegt auch die Verdrängung des Wunsches, selbst<br />

befruchtet zu werden (Furcht vor Befruchtung durch Sperma per os).<br />

Die Zwangshandlung wird teilweise zur Zeremonie. Das<br />

Waschen wird im Laufe der Zeit nicht mehr gründlich besorgt, es ist<br />

auch unmöglich, es wird zum Zeremoniell und Symbol, vrie in den<br />

Kulten.<br />

Der Waschzwang ist ein symbolisches Reinmachen.<br />

Die mit der Masturbation befleckten<br />

Objekte müssen getrennt<br />

werden von den reinen. Die reinen sind z. B. seine Lieblingsbücher<br />

und alle Gegenstände, an die sich liebe Erinnerungen knüpfen. Die<br />

Waschung bringt das Infizierte mit dem Reinen wieder zusammen.<br />

In der Religionspsychologie geschieht die Entsündigung oft durch<br />

das Blut; das Blut Christi wäscht von den Sünden rein.<br />

Blut ist aber<br />

wieder ein Samensymbol (Goethes Schöne Seele). Blut macht ja Flecken.<br />

Als religiöses Heilmittel aber befleckt es nicht mehr wie die Sünde<br />

(die häufig mit der Masturbation identifiziert wird), sondern reinigt.<br />

Dadurch, daß die Masturbation und mit ihr die Zeugung mit<br />

Phobie und Zwang belegt wird, macht sich Patient zum Feind des<br />

Kinderzeugens. Dieses Motiv bildet einen Hauptinhalt seines Traktates:<br />

,,De parentibus." Damit verbindet er den Kampf gegen die<br />

Eltern,<br />

in welchem er sich durch diese Verdichtung der Motive selbst<br />

wieder trifft.<br />

^) Ein anderer Zwangsneurotiker konstruierte auf Grund eines einmaligen<br />

Bordellbesuches, bei dem er völlig impotent war, eine Ansteckungsphobie, wobei<br />

er aber fürchtete, er werde alle möglichen Menschen mit Syphilis oder anderen<br />

Krankheiten anstecken, oder, in Verschiebungen und Variationen dieser Idee,<br />

mit Mäusegiftweizen, der sich in seinen Taschen befinden könnte, oder mit Grünspan<br />

usw. vergiften. Wir dürfen dahinter den Wunsch vermuten, mit allen das<br />

zu tun, womit man gewöhnlich Syphiüs überträgt.

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