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JAHRBUCH - Glowfish

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!<br />

276 F. ßiklin.<br />

Das Heiligtum ist<br />

sozusagen die notwendige zwangsneurotische<br />

Ergänzung zum Waschzwangkomplex.<br />

Das Heiligtum oder Museum begann sich so zu bilden, daß er<br />

das Liebste besonders sorgfältig aufhob, Gegenstände, Zettelchen,<br />

Märchenbücher usw., an die sich Kindheitserinnerungen knüpften.<br />

Diese waren also<br />

besonders heilig.<br />

Dieses Aufsparen und Sammeln von Sächelchen und Zettelchen<br />

als das Kostbarste und Wertvollste ruft den Vergleich mit den<br />

Märchenkostbarkeiten, die auf einer Verschiebung von Analprodukt,<br />

dem Wertlosesten, auf Gold, das Wertvollste beruht und von dorther<br />

aus einer infantilen Quelle seinen Wert bezieht.<br />

Hier ist ein Ursprung des Sammeltriebes. Und bei unserem<br />

Zwangskranken mit der Analverdrängung ist die Sammlung infantiler<br />

Schätze ja vollständig am Platze.<br />

Zur Zeit als er nach Ozeanien flüchten wollte, konnte er sich<br />

von diesen liebsten Dingen nicht trennen und er sammelte sie in eine<br />

kleine Holztruhe, die er mitzunehmen dachte. Seither lagen sie da<br />

drin wohlverwahrt und als er die Universität bezog, nahm er die Kassette<br />

immer mit sich von einer Wohnung in die andere und hütete sie<br />

am sorgfältigsten.<br />

Er umgab das Heiligtum mit ganz besonders sorgfältigen<br />

Waschzeremonien; er bestrebte sich, dieses kleine Museum<br />

um keinen Preis besudeln zu lassen. Lieber wollte er<br />

das ganze Leben im Ekel und Dreck verbringen und die übrigen<br />

Reinigungsversuche fahren lassen, als das kleine Museum preisgeben!<br />

,,Ekel und Dreck" haben wir nicht allein<br />

auf Verdrängung des<br />

Genitalen, sondern namentlich auch des Analen zu beziehen.<br />

Wir sehen, welch einen Affektbetrag er in dieses Museum legt.<br />

Vor Angst, daß etwas Unreines hineinkomme, wagte er es die<br />

letzten zwei bis drei<br />

Jahre überhaupt nicht mehr zu öffnen.<br />

Als er zum letztenmal ein Objekt hineinlegte, zog er zuvor sein<br />

Hemd aus, damit nicht mit einem Kleidungsstück etwas Unreines<br />

hineinkomme<br />

Ich will meine Gedanken zu diesem heiligen Akte nicht äußern,<br />

um nicht von mir aus etwas hineinzulegen, was nicht darin ist.<br />

Ich will nur auf den Zusammenhang der Nacktheit mit anderen<br />

autoerotischen Nacktkulten und Phantasien aufmerksam machen,<br />

deren Abschluß dieser Akt bildete. Damit war auch symbolisch die<br />

letzte Erinnerung aus dem Jugendparadies im Heiligtume aufgehoben<br />

und begraben.

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