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JAHRBUCH - Glowfish

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130 J. Sadger.<br />

die Möglichkeit, künstlich Absenzen zu erzeugen durch Zurückziehen<br />

der Schultern und Vorwölbung der Brust, mit seinen Atemübungen<br />

zusammen, in welchen er ,,das Blut in den Kopf hinaufpreßte", richtiger<br />

den venösen Abfluß hemmte, was bei Disponierten momentane Absenzen<br />

herbeiführen kann. Er wähnte auch durch längere Zeit, die<br />

Ursache seiner Bewußtseinstrübungen liege in einer Gefäßverkalkung<br />

(er leidet nämlich als väterliches Erbteil an sehr erweiterten Hautvenen)<br />

und Berstung eines Blutgefäßes im Gehirn, weil ihm bei jedem<br />

plötzlichen Aufrichten aus gebückter Stellung das Blut in den Kopf<br />

schoß. Unterstützt wurden solche Vorstellungen dadurch, daß er in<br />

seinem 4. Lebensjahre Zuschauer war, wie sowohl die Mutter als das<br />

Kindermädchen ohnmächtig wurden, da sie nach einer kleinen Verletzung<br />

ihr Blut fließen sahen, und er sich mit beiden geliebten Personen<br />

in den Symptomen identifizierte. Endlich, was noch mehr zur<br />

sexuellen Ätiologie zurückführt, daß ein Verwandter, der in späteren<br />

Jahren ein sehr liebebedürftiges Mädchen freite, sich durch allzugroße<br />

geschlechtliche Anstrengungen einen Schlaganfall zuzog, mit langem<br />

Bewußtseinsverlust, halbseitiger Lähmung, Aphasie und Verblödung.<br />

Immer und überall — das erweist ein jedes der angezogenen<br />

ätiologischen Momente — ist für die Absenzen und Bewußtseinstrübungen<br />

neben dem konstitutionellen Faktor der sexuelle wahrhaft<br />

entscheidend und jeglichen Anfall erst auslösend. Ja, ich möchte sogar<br />

noch präzisieren : bestimmend ist immer das Bedürfnis nach Geschlechtsgenuß<br />

und dessen Verlängerung in<br />

in<br />

der Abszenze sowie das Schwelgen<br />

angeregten Sexualgenüssen. In einzelnen Fällen liegt dies dermaßen<br />

auf der Hand, daß es Patient aus freien Stücken selber ergänzt. So,<br />

als er z.<br />

B. einmal abends mit der Frau verkehrt hatte, trotzdem dann<br />

aber am folgenden Morgen die Absenze bekam. ,,Mir<br />

fehlte der homosexuelle<br />

Genuß, den ich in der Bewußtseinstrübung nunmehr nachholte."<br />

Ein andermal wieder schlägt er seiner Frau den Koitus ab,<br />

weil er schon morgens genug getan. ,,Ich hatte selber starkes Verlangen,<br />

allein mich störte die Theorie.<br />

Ich hatte ja früher meine Absenzen stets<br />

mit dem Geschlechtsverkehr in Verbindung gebracht und fürchtete<br />

auch das Beispiel des Verwandten mit dem Schlaganfall.<br />

Drum holte<br />

ich die ersehnte Befriedigung jetzt in der Bewußtseinstrübung nach."<br />

Theoretisches über Pseudoepilepsia hysterica.<br />

In einer früheren Studie (vgl. Anmerkung 3 auf Seite 123) führte<br />

ich aus, daß sowohl die kurzen SinnesVerwirrungen, als die großen

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