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JAHRBUCH - Glowfish

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248 F. Riklin.<br />

An der Unterbrechung war Patient in erster Linie selbst schuld:<br />

es gab zwar mehrere einwandfreie Gründe, im kommenden Semester<br />

in eine andere Universitätsstadt überzusiedeln; aber es spielte dabei<br />

besonders der Wunsch mit, den Winter in einer Landschaft zu verbringen,<br />

die das Milieu seiner Tagträumereien widerspiegelte, und<br />

dieser<br />

Sehnsucht opferte er auch die Aussicht, möglichst bald durch<br />

die Analyse von seiner anscheinend qualvollen Krankheit befreit zu<br />

werden. Die Tendenz, in der Krankheit zu bleiben und den darin gebotenen<br />

Gewinn auszukosten, hält somit der anderen, dem Wunsche<br />

gesund zu werden, noch reichlich die Wage; die Nachteile der Krankheit<br />

haben den jungen Patienten noch nicht mürbe gemacht.<br />

Der folgende Traum, welcher die Behandlung inaugurierte,<br />

dem somit große Bedeutung zukommt, klärt uns noch weiter über<br />

die Art der Übertragung und die Verwertung der analytischen Behandlung<br />

durch den Patienten auf.<br />

Er hatte sich aus dem Grausen seiner bisherigen Stadtwohnung<br />

geflüchtet und ein Zimmer in einem benachbarten Dorfe bezogen.<br />

Von dieser Flucht aufs Land hoffte er eine Verminderung seiner Phobien<br />

und anderseits kam er so in die Nähe von Dr. Jung, dem er sich<br />

anvertrauen wollte.<br />

In seiner Anschauung mußte sein Arzt übrigens unverheiratet<br />

sein und durfte keine Kinder haben, die Entdeckung des ulegenteils<br />

war eine unerwartete, fast unangenehme Überraschung und daß auch<br />

ich verheiratet bin, erwies sich für den Gang der Analyse als eine<br />

folgenschwere<br />

Tatsache.<br />

Dr. Jung wies den Kranken an mich. In der Nacht oder amMorgen<br />

vor der ersten Konsultation träumte er<br />

Er stellt<br />

nun folgendes:<br />

sich die Konsultation zum voraus vor; er sitzt bei mir<br />

und erzählt seine Leidensgeschichte. Da verändert sich allmählich<br />

die Szene: Statt daß er mir erzählt, verwandelt er sich in das Objekt<br />

einer masochistischen und exhibitionistischen Phantasie: er ist unbekleidet<br />

an einen Pfahl oder Baum geschnallt, wehrlos, und zwar so,<br />

daß er den Baum umarmen muß, und dann wieder mit dem Rücken<br />

an denselben gebunden ist. Der Traum kennzeichnet genügend die<br />

Auffassung der Analyse und die Art der Übertragung.<br />

Patient scheint<br />

übrigens ein Traumstück unterschlagen zu haben; er sagt nicht, wer<br />

ihn bindet und quält; wir dürfen annehmen, daß es sich nicht nur um<br />

eine Exhibition des Leidens handelt; denn Patient hat zahlreiche,<br />

ganz entsprechende Phantasien, wo es der Vater ist (respektive die

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