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JAHRBUCH - Glowfish

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Psychologische Untersuchungen an Dementia praecox-Kranken. 209<br />

allmählich kennen lernten im Experiment zum Ausdrucke kommen,<br />

das System der Verfolgung, die Abwehr mit der sexuellen Betonung<br />

des ganzen,<br />

die Größenideen usw. konstellieren den Patienten in klarer<br />

Weise und rufen die typischen affektiven Störungen, welche unter der<br />

Form der Komplexmerkmale aufgezeichnet sind.<br />

b) Fall F. R.<br />

1. Krankengeschichte.<br />

F. R., Schlosser, von Zürich, ledig, reformiert, geb.<br />

8. März 1869.<br />

F. R. ist erblich belastet: Der Großvater mütterlicherseits war ein<br />

,, kurioser Mensch", die Mutter war acht Jahre in der Irrenanstalt. (Paranoia?)<br />

Drei Geschwister derselben waren Psychopathen. Zwei Geschwister<br />

des Patienten, sehr ehrgeizig, ,, fühlen sich zu Höherem bestimmt". Der<br />

Vater des F. R. war Lehrer in der Realschule, ein Bruder des Patienten<br />

ist<br />

Zeichenlehrer.<br />

R. lernte frühzeitig sprechen und gehen. Eine gewisse Debilität<br />

wurde in den letzten Jahren der Primarschule (in der Klasse des Vaters),<br />

namentlich aber in der Sekundärschule bemerkbar, im speziellen in der<br />

französischen Sprache versagte er. (Siehe später: die Bedeutung dieser<br />

Tatsache in der Psychose;) er kam schlecht nach, verlor bald den Mut,<br />

entschloß sich ,,aus Liebe zur Botanik", wie er in seiner Biographie sagt,<br />

für die Gärtnerei. Nach einem Jahre gab er das schon wieder auf und<br />

wurde 1884 Schlosserlehrling. Als Knabe soll er aufgeregt, jähzornig<br />

gewesen sein, kam mit dem Bruder schlecht aus, wollte ihn einmal mit<br />

9 Jahren erwürgen, war mit seinen Eltern bös, ließ sich nichts sagen, soll<br />

einmal die Stiefmutter geschlagen haben, als sie ihn ermahnen wollte.<br />

Er war körperlich auch schwach, machte mit 15 Jahren einen schweren<br />

Lungenkatarrh durch. Nach der Lehrzeit nahm er einen Kurs als Maschinist<br />

und Heizer.<br />

1888- ging er auf Wanderschaft, reiste durch die Schweiz, Süddeutschland<br />

; wollte mit 25 Franken nach Paris, konnte wegen Mangel an<br />

Geld nicht einmal über die Grenze und kam schließlich wieder in die Heimat<br />

zurück. Er soll sich nirgends lange Zeit aufgehalten haben, kam nicht vorwärts,<br />

erwies sich als unfähig bei selbständigen Arbeiten, war mehr als<br />

Handlauger tätig, bekam vielfach Streit mit seinen Meistern, lief einfach weg.<br />

Die letzten zwei Jahre vor der Internierung, die 1895 erfolgte, blieb<br />

er zu Hause, versah nur Aushilfsdienst. Es traten allmählich deutliche<br />

Zeichen von Geisteskrankheit auf, die der Familie auffielen; er war jähzornig,<br />

warf mehreremals ein Messer oder eine Gabel dem Bruder und der<br />

Stiefmutter ins Gesicht, war alkoholintolerant, fing an zu gestikulieren,<br />

für sich zu reden; er verlangte das Geld, das ihm seine verstorbene Mutter<br />

hinterlassen haben soll, sagte, ,,die Haushaltung könnte ohne ihn nicht<br />

Jahrbuch für psychoanalyt. u. psyohopathol. Forschungen. U. 14

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