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JAHRBUCH - Glowfish

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20 Karl Abraham.<br />

die stets zugehörigen, vom Bewußtsein streng abgelehnten Todeswünsche.<br />

Diese letzteren waren besonders auf die Mutter gerichtet, durch den<br />

Vorgang der Reaktionsbildung aber in<br />

eine übergroße Anhänglichkeit<br />

von durchaus kindhchem Charakter verwandelt. Dem längst erwachsenen<br />

Manne kommt es noch jetzt sonderbar vor, daß er erwachsen ist; er hat<br />

das Gefühl, eigentlich noch ein Kind zu sein. Es ist sehr bemerkenswert,<br />

daß der Tod der Mutter bei diesem Patienten den ersten Traumzustand<br />

auslöste, welcher einen sehr protrahierten Verlauf nahm. Patient<br />

hatte viele Monate hindurch beständig das Gefühl, im Traum umher<br />

zu gehen; nur die Intensität dieses Gefühles bot große Schwankungen.<br />

Ganz spontan äußert Patient: „Ich kann mir die Realität nicht<br />

vorstellen, wenn ich nicht Seite an Seite mit ihr (der Mutter)<br />

bin." An die Stelle der verdrängten Phantasien, die sich einst gegen<br />

das Leben der Mutter gerichtet hatten, ist also im Bewußtsein die<br />

Vorstellung getreten, das eigene Leben des Patienten hänge vom Leben<br />

der Mutter ab, und höre auf, wenn das ihrige aufhöre.<br />

Die Todesphantasien<br />

haben sich gegen den Patienten selbst gekehrt. Er äußert<br />

weiter wörtlich:<br />

,,Hand in Hand damit geht die Vorstellung vom Unwert<br />

alles<br />

Vorhandenen". Mit dem Tode der Mutter hat die Welt aufgehört,<br />

für den Patienten Wert zu haben !<br />

Seine Libido zieht sich zeitweise<br />

von den Dingen zurück. Nun erscheint ihm, ganz wie wir es bei<br />

den anderen Kranken sahen, alles fremd, als hätte er es nie gesehen.<br />

Die Menschen, mit denen er spricht, scheinen ihm gar nicht wirklich<br />

zu existieren. Alle früheren Erlebnisse — d. h. diejenigen, welche sich<br />

zu Lebzeiten seiner Mutter zugetragen haben — sind weit von ihm<br />

abgerückt: ,,Rückwärts hat alles etwas Traumhaftes, als wäre es unendlich<br />

lange her."<br />

Der geschilderte Zustand herrscht auch jetzt öfter, ohne daß<br />

sein Kommen und Gehen dem Patienten besonders auffällt. Patient<br />

ist auch im allgemeinen imstande, die in seinem Berufe notwendige,<br />

sehr intensive geistige Arbeit zu leisten. In den letzten Jahren sind nun<br />

Traumzustände von kurzer Dauer und akutem Verlaufe hinzugetreten.<br />

Sie haben eine sehr eigenartige Entstehungsgeschichte.<br />

Patient leidet an periodischen Kopfschmerzen von quälendster<br />

Heftigkeit, über deren Ursprung später einiges erwähnt werden soll.<br />

Vor ungefähr 3 Jahren entschloß er sich,<br />

die Hilfe eines Nervenarztes<br />

in Anspruch zu nehmen, der sich speziell mit hypnotischer Therapie<br />

beschäftigte. Da eine Reihe von Versuchen nicht zu einer Hypnose führte,<br />

gab Patient die Behandlung auf, versuchte nun aber selbst, sich in einen

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