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JAHRBUCH - Glowfish

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386 C. G. Junff. o*<br />

gleiche Psychologie, also auch die gleichen Motive für Sagen und<br />

Märchen.<br />

Der Verfasser durchgeht zuerst eine Reihe von Formen, in welche<br />

sich die Wunschgebilde kleiden: Wunschtraum, Wunschgestalten der<br />

Dichter,<br />

Wunschgebilde in Kulten und Bräuchen und in den Psychosen.<br />

Wunschbildungen sind die Zaubergaben, welche die menschliche Unzulänghchkeit<br />

vervollkommnen. Zugleich sind sie Verkörperungen<br />

oder Sinnbilder von psychischen Kräften, die der Sexualität entspringen.<br />

Im Sinne des Wunsches sind die Handelnden Könige und Königskinder,<br />

Helden oder andere gewaltige Wesen ; es ist eine Übertragung<br />

der Menschenschicksale ins Königliche und ins Heldenhafte.<br />

Der Ursprung vieler Märchenfiguren bedarf übrigens einer weiteren<br />

Forschung und Analyse.<br />

Typische Wunscherfüllungsmärchen sind Stiefmuttermärchen<br />

und die, wo sogenannte ,, Ellbogenkinder", Schwächlinge, die Helden<br />

sind. Die körperliche oder geistige Schwäche ist manchmal nur ein<br />

Verwandlungsstadium des Helden.<br />

Die Stiefmuttermärchen sind ein Spezialfall der Märchen mit<br />

erotischer Wunscherfüllung, die<br />

Nebenbuhlerin, besonders der Mutter der Heldin.<br />

Stiefmutter eine spezielle Figur der<br />

Ein Kapitel ist der Symbolik im allgemeinen gewidmet. Es<br />

werden die Merkmale und das Zustandekommen von Symbolen erläutert,<br />

das Vorkommen der Symbole in den verschiedensten Gebieten<br />

besprochen. Im Märchen werden ausgiebig Symbole verwendet;<br />

um sie richtig zu deuten, müssen wir sie mit denen des Traumes und<br />

der Neurosen vergleichen; manchmal ist auch eine Analyse möglich<br />

durch Vergleichung möglichst vieler Märchen, Mythen, in denen es in<br />

bestimmten Zusammenhängen erscheint. So ist eine richtige Deutung<br />

möglich. Eine weite Ausdehnung auf allen Gebieten hat die Sexualsymbolik;<br />

ausgiebig verwertet wird die Schlange als phallisches<br />

Symbol. Verschiedene Sexualsymbole können promiscue in ähnlicher<br />

oder gleicher Bedeutung vorkommen: Schlange, Drache, Dämon,<br />

Teufel, Eiese, Ungeheuer. Es erklärt sich diese Möglichkeit aus dem<br />

Wesen der Sexualverdrängung. Die verdrängte Sexualität kann in<br />

verschiedenen Gewandungen dargestellt werden. Die Märchen ,,Oda<br />

und die Schlange" und ,,Der Froschkönig und der eiserne Heinrich"<br />

erhalten durch die Substitution<br />

der Sexualsymbole eine klare Deutung.<br />

Der Frosch, Zweige von fruchtbringenden Bäumen, große Tiere wie:<br />

Bär, Löwe, Stiere, Böcke, Hunde, Vögel werden als männliche Sexual-

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