06.11.2013 Aufrufe

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aus der Analyse einer Zwangsneurose. 251<br />

objektiv, sachlich beschreiben; in dieser versuchten, forcierten Sachlichkeit,<br />

für deren Darstellung leider zu wenig Raum ist, 'liegt gerade<br />

das Besondere.<br />

,,Ich bin ganz sachlich im Urteil über meine Eltern. Ich liebe<br />

sie genau so, nicht mehr und nicht weniger, als den Hund zu Hause.<br />

Wenn ich heim komme, bin ich zärtlich mit dem Hunde, tändle, spiele<br />

mit ihm, kneife und knete ihn. Genau so mache ich es mit meinem<br />

Vater."<br />

Patient erzählt, wie er den Hund heranlocke mit den Worten:<br />

,,Komm, Foxerl, komm zur Qual", und dann beginnen diese Liebkosungen<br />

des Hundes, den er auf den Rücken legt, knetet, oder an den<br />

Beinen über den Teppich schleppt. Den Vater quälte er in der gleichen<br />

Weise, wenn er am Morgen noch zu Bette lag, oder beim Mittagsschlafe,<br />

und freute sich, wenn er schrie oder piepte.<br />

Patient hat eine große Freude, diese etwas kindischen Dinge<br />

zu erzählen. Er rächt sich sadistisch am Vater in einer Form, die<br />

keine schlimmen Folgen für ihn" hat.<br />

In dieser,<br />

,, Geistig stehe ich meinen Eitern genau so nahe wie dem Hund."<br />

durch eine Auflehnung gegen die Eltern beruhenden Übertreibung<br />

ist doch etwas Wahres. Sie stehen ihm seelisch nicht nahe;<br />

seine Auflehnung hat sehr früh begonnen, so früh sozusagen wie sein<br />

Wissensdrang; und was von den Eitern verboten worden wäre, das<br />

rettete er in große Phantasien, die ihm als rein und heilig galten.<br />

dieses geistige Leben hatten die Eltern keinen Einblick.<br />

,,Meinen Vater, über dessen Physis ich sonst wenig zu sagen<br />

weiß — er war immer gesund — halte ich für recht unintelligent. Er ist<br />

Richter. Ich halte ihn für einen miserablen Richter; zu Hause hat er<br />

keinen Gerechtigkeitssinn; daraus muß ich schließen, daß er auch in<br />

seinem Berufe so ist. Er ist ungeheuer gutmütig, Phlegmatiker, mit<br />

einem Stich ins Melancholische. Es vergehen Monate, bis er lacht."<br />

Dieser Ausschnitt ist vielsagend für die gegenwärtige Stellung<br />

des Sohnes zum Vater. Wir erkennen klar eine Auflehnung, den<br />

revolutionären Kampf, der zur Ablösung führen sollte.<br />

Der Vater wird als unwissend hingestellt — wahrscheinlich<br />

eine Rache dafür, daß er dem Sohn zu bestimmter Zeit gewisse Kenntnisse<br />

vorenthielt, sich unwissend stellte; und als ungerecht, weil die<br />

väterliche Autorität dem Sohn Hemmnisse entgegenstellte, die er<br />

nun zu überwinden sucht. Er ist im Zweifel, welcher Tendenz er<br />

endgültig folgen will : ob der kindlichen Befriedigung von Liebkosungen<br />

In

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!