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JAHRBUCH - Glowfish

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108 J. Sadger.<br />

aktiv in die Liebesgeheimnisse einfüliren, d. h. sie an ihrem eigenen<br />

Leibe über alles belehren. Darauf beruht unter anderem auch das bekannte<br />

Erlösermotiv in der Kunst. Die Mutter soll ihren Knaben von<br />

der Masturbation befreien, indem sie ihm sich selber hingibt (Freud).<br />

Und da naturgemäß solche Inzestphantasien und -wünsche Verwirklichung<br />

nie finden können, so fühlen sich regelmäßig solche Kinder<br />

zu wenig oder gar nicht geliebt, obwohl sie sehr häufig Lieblingskinder<br />

und vor allen Geschwistern bevorzugt werden.<br />

Ein glänzendes Beispiel für die Folgen verkehrter Sesualerziehung<br />

ist auch unser Graf. Von der Pubertät bis zum heutigen Tage heißt der<br />

schwerste Vorwurf, welchen er gegen seine Mutter erhebt, sie habe ihm<br />

die geschlechtliche Aufklärung versagt, ja selbst dort, wo sie sprach,<br />

ein durchau.s falsches Bild gegeben. Und wenn er ihr den heimlichen<br />

Brief an die Tante, worin sie von seiner Onanie erzählte, besonders<br />

krumm nimmt, so steckt die Wut über ein anderes Heimlichtun dahinter,<br />

ihr Verhehlen nämlich der sexuellen Beziehungen zwischen Mann und<br />

Weib. ,,Was sie eigentlich hätte tun sollen, weiJ5 ich nicht zu sagen",<br />

erzählte Patient in der Analyse, ,, allein das Negative empfand ich als<br />

Unrecht, Drum hab ich mich von ihr nie verstanden gefühlt.<br />

Nachher<br />

habe ich es auch von Vater als unkameradschaftlich angesehen, daß<br />

er mit mir so gar nicht davon sprach. Erst hätte die Mutter aufklären<br />

sollen, da sie es nicht tat, dann später der Vater, Ihr machte ich schon<br />

mit 16 Jahren schwere Vorwürfe, dem Vater erst mit 19, 20, als ich<br />

vernahm, wie andere Väter ihre Söhne aufklären, ja direkt selber zu<br />

Dirnen führen. Der Mutter wohl wegen der Masturbation, daß sie mir<br />

nicht davon geholfen habe, ja<br />

mich anfangs sogar noch fälschlich beschuldigte<br />

und mir auch obendrein die Vorstellung einpflanzte, der<br />

Verkehr mit dem Weibe sei<br />

etwas Unrechtes"^).<br />

So wenig Patient in der ganzen Analyse mit der Sprache herausrückte,<br />

was er eigentlich für sexuelle Phantasien auf die Mutter hatte,<br />

gelegentlich brach doch einiges durch. So erzählte er einmal: ,,Mir<br />

ist die Geschichte, daß die Mutter sich vom Sohne begatten läßt, nie ungeheuerlich<br />

erschienen. Bei Hunden z, B, ist das ganz gewöhnlich.<br />

Als ich mit 13 Jahren im Cornelius Nepos von einem solchen Inzest<br />

las und daß dies eine ungeheuerliche Schande sei, erschien mir die<br />

Sache sehr wohl begreiflich. Doch erinnere ich mich nicht, direkte Koitusgedanken<br />

auf die Mutter gehabt zu haben." — ,,Aber, als sie das nicht<br />

^) Auf die Lehren der Mutter geht auch sein anfänglicher Abscheu vor<br />

sexueller Betätigung bei den männlichen Gehebten zurück.

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