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JAHRBUCH - Glowfish

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6 Karl Abraham.<br />

Verwirklicliung der phantastisclien Wünsche zu arbeiten. Patient<br />

rührt, wie er sich ausdrückt, seine ganze Willenskraft auf. Im Mittelpunkte<br />

steht immer der Gedanke, dereinst aus der Absonderung hervorzutreten<br />

und aller Welt zu imponieren. Er wird einst durch großes<br />

Wissen Aufsehen erregen, wird als Autor eines Dramas vor den Vorhang<br />

gerufen werden und aller Blicke auf sich ziehen ; oder er wird ein Meister<br />

im Schachspiel werden und als<br />

Simultanspieler im Cafe von Tisch zu<br />

Tisch gehen, die Figuren ziehen und dabei von bewundernden Menschen<br />

beobachtet werden. In anderen Fällen erdenkt er sich die Idealgestalt<br />

eines großen Feldherrn, hinter der er seine ehrgeizigen Wünsche verbirgt.<br />

Die energischen Vorsätze dokumentieren sich äußerlich darin,<br />

daß Patient im Zimmer hastig umhergeht, oder auf der Straße einen<br />

Sturmschritt anschlägt.<br />

Patient selbst bezeichnet den geschilderten Vorgang als einen<br />

immer höher gehenden ,, Enthusiasmus". Dieser geht bald und unmerklich<br />

in das zweite Stadium über. Die Schilderung des Patienten<br />

ist<br />

sehr bezeichnend: es findet eine völlige ,,Nachinnenkehrung" statt,<br />

eine Ausschaltung aller<br />

äußeren Eindrücke. ,,Man verliert beim Phantasieren<br />

den Boden unter den Füßen." Das soll heißen, daß er die Herrschaft<br />

über den Flug seiner Gedanken verliert und sich völlig vom<br />

realen Boden entfernt. Nun kommt er sich wie im Traume vor, die ganze<br />

Umgebung,<br />

sogar der eigene Körper erscheint ihm fremd und es treten<br />

Zweifel an dessen wirklicher Existenz auf. Alsbald folgt das typische<br />

dritte Stadium: der Gedankenstillstand. Rasch tritt dann der Angstaffekt<br />

auf und leitet das vierte Stadium ein. Patient wird von Schwindel<br />

ergriffen;<br />

er hat das Gefühl, daß er nicht mehr vorwärts kommen, die<br />

Beine nicht mehr heben kann, als wenn er gleitet, fällt, versinkt. Diese<br />

Sensationen sind mit höchster Angst verbunden. Die Menschen erscheinen<br />

ihm merkwürdig groß; dies gilt auch von den ihn umgebenden Geg3nständen.<br />

Er selbst kommt sich klein vor, hat auch den Wunsch, es zu<br />

sein, um nur nicht gesehen zu werden; er möchte ,,als nichts gelten,<br />

ganz in die Erde sinken". Er beschreibt ferner das Gefühl, als müsse<br />

er auf allen Vieren kriechen, um nach Hause zu kommen.<br />

Patient bezeichnet die ersten Stadien als lustvoll; doch tritt,<br />

wie er sich ausdrückt, schon während des Enthusiasmus eine entgegengesetzte<br />

Nebenströmung auf, die sich zuerst durch ein Kältegefühl<br />

bemerkbar macht. Wir treffen hier auf Parästhesien und vasomotorische<br />

Symptome als Begleiterscheinungen des Traumzustandes, die bisher<br />

nicht genügend beachtet worden sind. Im Stadium der Gedankenleere

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