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JAHRBUCH - Glowfish

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126 J. Sad^er ö^<br />

also deutlich, wie das Lustgefühl des kindlichen Schaukeins, das dem<br />

Sexuellen mindestens äußerst nahe steht, bei unserem Kranken ausnehmend<br />

stark ist, ihm geradezu höchste Wonne gewährt, die er in den<br />

jetzigen Bewußtseinstrübungen einfach wieder aufsucht. Bedenkt<br />

man weiters, daß er beim Geschaukeltwerden das Gefühl des Zurückfallens<br />

für identisch erklärt mit dem des Einschlafens in der Absenze,<br />

so liegt es sehr nahe, an das Wiegen des kleinen Kindes durch die Mutter<br />

zu denken, wobei jenes tatsächlich selig einschläft. In einer späteren<br />

Analysenstunde behauptete der Kranke geradezu: ,,Das Einschlafen<br />

in der Absenze ist für mich die Befreiung von allem Unangenehmen",<br />

sowie ja bekanntlich kleine Kinder auch jedes Unbehagen vergessen,<br />

sobald es gelingt, sie in Schlaf zu lullen.<br />

Doch auch eine gewisse konstitutionelle Verstärkung des Lustgefühls<br />

beim Geschaukelt- und Gewiegtwerden dünkt mich wahrscheinlich.<br />

Nicht bloß, daß das erstere für ihn ein besonderes Vergnügen darstellte,<br />

von dem er fast nicht genug kriegen konnte, so berichtet er<br />

noch von Schwindel mit begleitender starker und lebhafter Lustempfindung,<br />

wenn er sich mit ausgestreckten Armen um sich selber<br />

drehte oder beim Blindekuhspiel um seine eigene Achse gedreht ward.<br />

Es scheint, daß Schwindel, ja vielleicht sogar kurze Bewußtseinstrübungen<br />

— und andere traten ja niemals auf — für ihn direkt wollustbetont<br />

sind, was durch die Alkoholintoleranz ^) noch körperlich unterstützt<br />

wird,<br />

wesentlich<br />

andererseits wieder die Neigung zu hysterischen Absenzen<br />

fördert.<br />

Es ist uns schon mehrfach ein noch nicht erklärter Umstand<br />

begegnet, daß der Kranke zuweilen die allergrößten Schwierigkeiten<br />

hatte, am Morgen aufzustehen, ja nur die Augen zu öffnen. ,, Genoß<br />

ich längere Zeit keine sexuelle Befriedigung, so nehmen die<br />

Schwierigkeiten<br />

des Erwachens außerordentlich zu. Ich stehe zwar auf, bin aber<br />

doch nicht recht wach, es scheint mir, als ob ich fortwährend schliefe,<br />

ich bin stets wie abwesend. Dabei kann ich noch auf Fragen antworten,<br />

doch nicht selbständig denken, ja, ich sehe nicht einmal gut, auch<br />

wenn ich die Augen offen habe. Das begann, glaube ich, mit 18, 19 Jahren.<br />

Denn beim Militär, wo man sehr früh aufsteht, hatte ich gar keine<br />

Schwierigkeiten, weil ich auch genügend homosexuelle Befriedigung<br />

^) Das war schon mit 9 Jahren der Fall, als er beim Diner zum ersten Mal<br />

ein wenig Wein genoß. Beim Aufstehen fühlte er sich nicht recht sicher, mußte<br />

sich auf die Stuhllehne<br />

stützen und einen Augenblick warten, bis er das Gleichgewicht<br />

wieder erlangte.

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