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JAHRBUCH - Glowfish

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Ein Fall von multipler Perversion mit hysterischen Absenzen. 71<br />

strich gegeben, als sei der Bruch stärker, als er in Wirklichkeit war.<br />

Der Vater wolle mich gar nicht sehen." Natürlich liegen die Gründe<br />

des Konfliktes weitaus tiefer, denn in divergierender politischer oder<br />

sozialer Anschauung und es ist sicher kein Zufall, daß er gerade infolge<br />

seiner Ehe so gewaltig ausbrach. All dies wird später ausführliche<br />

Besprechung finden müssen.<br />

Im Leben des Patienten spielt wie bei jeder Homosexualität<br />

die entscheidende Rolle aber nicht der Vater, sondern die Mutter.<br />

Sie bezeichnet der Sohn als furchtbar adelsstolz und bigott, wenig<br />

intelligent und ohne eigene Meinung. Dabei lese sie fast nichts, so daß<br />

sie keine neuen Anschauungen aufnehme. Er sei von jeher ihr Liebling<br />

gewesen und habe sich unter den Geschwistern noch am besten mit<br />

ihr verstanden. Alhnählich jedoch, so mit 15, 16 Jahren kam die Entfremdung,<br />

weil er sich von ihr gar nicht mehr verstanden<br />

fühlte und sie kaum mehr ertrug. Seit dem 16. Jahre, da er eigene<br />

Interessen bekam, erinnert er sich nicht, je intimer mit ihr gesprochen<br />

zu haben. Noch später begann er sie direkt zu hassen, nachdem er angeblich<br />

einsehen gelernt, daß sie alle drei Kinder verkehrt erzogen,<br />

d. h. nur für eine christliche Welt, und daß alle Schwierigkeiten der<br />

Geschwister nur von jener religiösen Erziehung herrührten. Diese suche<br />

nur das Böse im Menschen zu unterdrücken, nie sein Gutes zu fördern.<br />

Wie sich bald herausstellte, steckt ein anderer begründeterer Vorwurf<br />

hinter diesen Worten :<br />

die Mutter habe ihn nämlich sexuell ganz schlecht<br />

erzogen. Nie konnte man mit ihr wie mit anderen Müttern offen über<br />

Erotisches reden, vom Sexuellen habe sie stets ein ganz falsches Bild<br />

gegeben, jeder außereheliche Verkehr erschien ihr als sündig, ja, schon<br />

wenn ein junger Mann sich einem Mädchen näherte und mit ihm scherzte,<br />

fand sie es unrecht. Nie habe sie ihn oder die Schwestern gefördert,<br />

nie er bei ihr Verständnis gefunden wie später bei zwei fremden<br />

Frauen, die ihm Zimmer vermieteten, mit 20 und mit 23 Jahren. Die<br />

hätten nicht bloß ihre Kinder vernünftig sexuell erzogen, sondern<br />

auch ihn selber weit besser verstanden, ihm Mut zugesprochen, seinen<br />

Wert erkannt, während die eigene Mutter immer erst von Fremden<br />

auf solche Dinge aufmerksam gemacht werden mußte. Mit ihr könne man<br />

über gar nichts reden, ganz im Gegensatze zu jenen genannten Frauen.<br />

Und während er noch mit 14 Jahren derart an seiner Mutter hing,<br />

daß ihr Lob, welches sie einem Vetter spendete, ihn zu furchtbarer<br />

Eifersucht entflammte und er diesen nicht einmal mehr grüßen wollte,<br />

so sah er sie jetzt nur mit haßerfüllten Augen an. Nachträglich erwachten

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