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JAHRBUCH - Glowfish

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290 F. Riklin.<br />

Die Inselphantasie ist ein einziges, großes, schönes und namentlich<br />

darstellbares autoerotisches Gebilde.<br />

Die Produktivität war Schwankungen unterworfen. So ist ein<br />

Zurückfluten etwa im Jahre 1904 zu konstatieren. 1905/06, als er zu<br />

fliehen dachte, trat sie wieder in den Vordergrund. Der Rückgang<br />

1904 fällt zusammen mit Masturbation und der zweiten Liebe. Das<br />

zweite Aufleben fällt in die Zeit nach der totalen Aufklärung (respektive<br />

Wiederaufklärung). Sie trat mehr oder weniger zurück, wenn<br />

eine neue Flamme auf dem Plan erschien, und dauerte im wesentlichen<br />

bis zur Zeit, wo er das letzte Dokument dem Museum einverleibte,<br />

wo er,<br />

bildlich gesprochen, mit der Jugend, der infantilen Erotik abzuschließen<br />

sucht, bis zur Zeit, wo er einen ernsthaften Fluchtplan<br />

macht, den er durch hysteriforme Gegenerscheinungen vereitelt,<br />

um sich wieder mit den Eltern abzufinden. Er kommt dann ins Sanatorium,<br />

lernt die Jüdin kennen : wieder ein Übertragungsversuch nach<br />

außen. Aber auf diesem neuen Boden gedeiht nun wieder eine neue<br />

Phantasiepflanze, das Traktat „De parentibus" ;<br />

in den darin ausgesprochenen<br />

Ideen stimmen die Jüdin und er überein. Das Traktat<br />

ist nicht mehr infantil, es ist etwas reifer, scheinbar philosophischer,<br />

Patient ist vom Revolutionär, Krieger, Wilden und Fürst zum Philosophen<br />

durchgedrungen.<br />

Es ist ihm wichtiger als seine Studien. Er hält große Stücke<br />

darauf. Es ist sein philosophisches Werk; er forderte mich auf, logische<br />

Lücken daran zu suchen; wenn ich sie nachweisen könne, dann wolle<br />

er mir glauben, daß er auf dem Holzwege sei. Der Versuch, das ganze<br />

als ein Symptomprodukt hinzustellen, dem ein großer philosophischer<br />

Wert abgehe, verursachte einen bedeutenden Widerstand gegen mich,<br />

verstärkt durch die Tatsache, daß ich Vater sei und daher sowieso in<br />

der Frage keinen objektiven Standpunkt mehr einnehmen könne.<br />

Wenn er aber meine kleine Tochter sah, meinte er: Ja, da seien<br />

allerdings alle seine Gedanken entwaffnet, am Ende könnte doch<br />

er<br />

unrecht haben<br />

Er gab das Traktat, wie das Museum, ungern frei.<br />

Er hegte und<br />

pflegte es innig, verschwendete seine Zeit daran statt zu studieren,<br />

änderte und feilte daran herum, schrieb es ab, machte Kopien davon,<br />

und dachte im geheimen an Publikation, Verbreitung desselben, an<br />

eine Propaganda. Er fürchtete, ich als Vater könnte bei der Lektüre<br />

und dessen Richtigkeit vielleicht erkennen müssen und würde, da ich<br />

schon Vater sei, unglücklich werden.

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