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JAHRBUCH - Glowfish

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264 F. Riklin.<br />

Jetzt erinnerte er sich wieder Lillys, des Mädchens aus dem<br />

Traume, der alten Liebe, ging oft zu ihr hinüber und verlebte die<br />

schönsten, id3'llischen<br />

Stunden. Zur Beruhigung sei aber gleich wieder<br />

betont, daß gar nichts passierte. Patient meint nur: ,,Sie dürfte es<br />

immerhin gemerkt haben, daß ich in sie verliebt war."<br />

So oft er hingegen masturbierte, war sie in seine Phantasie eingeschlossen<br />

und lag in seinen Armen. Er war zwischen 15 und 16<br />

Jahren. In der Schule ging es schlecht, und er malte sich allerhand<br />

Berufe aus, die er ausüben könnte, um bald zu heiraten; Marineoffizier,<br />

Seeaspirant usw., Eerufsarten, in denen seine Insel- und Heldenphantasien<br />

abfärbten. Er wäre natürlich zu schwächlich gewesen.<br />

trat sogar in die Realschule über, um dort schneller abschließen zu<br />

können als am Gymnasium.<br />

Das ging bis ins Jahr 1906, bis zur Zeit des Fluchtplanes.<br />

Die Fluchtpläne gaben den Anlaß zur Gründung seines ,,Museums",<br />

dessen Inhalt wir noch kennen lernen werden.<br />

Vor der Abreise ins<br />

Er<br />

Sanatorium, wo er auf den Rat des Arztes<br />

sich von seiner ,,nervösen Herzerkrankung'' erholen und, wie Patient sagt,<br />

eine Mastkur ,,erdulden" sollte, wollte er eine Entscheidung mit Lilly,<br />

dem Traummädchen, herbeiführen. Aber bei jedem Anlaufe zum<br />

Sprechen fiel ihm das Herz in die Hosen. Beim letzten Besuche bat<br />

er um die Erlaubnis, ihr das schreiben zu dürfen, was er ihr gern sagen<br />

wollte. Als er doch versuchte, ein Liebesgeständnis hervorzupressen,<br />

bekam er eine Erektion und mußte sich deswegen höchst unhelderhaft<br />

in gebückter Stellung zurückziehen. Aus dem Sanatorium schrieb<br />

er ihr bald einen Liebesbrief mit den üblichen vieldeutigen Wendungen.<br />

Die Antwort lautete allgemein, unbestimmt. Patient sah ihre<br />

Mutter dahinter.<br />

Ihre Antwort auf seinen zweiten Brief enthielt nach<br />

seinem Vorschlag eine geheime Zusage durch die Art der Schlußformel,<br />

während der Inhalt, der die mütterliche Zensur passierte, nichtssagend<br />

war.<br />

Nach Hause zurückgekehrt, machte er ihr einen Besuch; als<br />

er von Liebe reden wollte, wurde die Angelegenheit durch die Antwort:<br />

,,Du wirst es doch nicht ernst meinen, du bist ja noch so jung" usw.<br />

erledigt. Er wagte nicht mehr davon zu sprechen, vergoß daheim einige<br />

Tränen und fühlte sich auf einmal ganz wohl und frei. Im Frühjahr<br />

1907 endlich schrieb er ihr, nach dem noch längere Zeit ein kleinerer<br />

Briefwechsel stattgefunden hatte, den letzten Abschiedsbrief.

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