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JAHRBUCH - Glowfish

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84 J. Sadger.<br />

kommt nun ein anderer merkwürdiger Zug. Unter dem Vorwande,<br />

er habe nicht Zeit genug für sie, da seine Arbeiten ihn allzusehr in<br />

Anspruch nähmen, veranlaßte er sie selbst, den Dreibund zu erneuern<br />

und sich noch einen Freund zu nehmen, einen Artillerieleutnant, der<br />

sie auf ihren Spaziergängen begleiten sollte — worauf er natürlich<br />

wieder eifersüchtig ward. Der Leutnant jedoch begnügte sich mit der<br />

Rolle des Kitters und Beschützers. Endlich entschloß sich unser Patient,<br />

gemeinsamen Haushalt mit ihr zu führen, ohne sie aber legitim zu<br />

freien, was dann die Konflikte mit den Eltern setzte, die noch während<br />

der Analyse nicht zu Ende kamen.<br />

Belastung<br />

und Sexualität.<br />

AVir haben in der Einleitung von Zornanfällen des Kindes gehört,<br />

des weiteren, daß die Eltern Neigung zu Depressionen haben. Der Patient<br />

erzählte mir nun gleich in der ersten Analysenstunde: ,,Ich leide an<br />

periodischen Schwermutsanfällen in Zwischenräumen von 1 bis IV2 Monaten.<br />

Sie können schwerer oder leichter sein, währen längstens eine<br />

Woche, bisweilen aber auch nur ein paar Tage. Mitunter sind sie so<br />

schwach, daß die anderen sie gar nicht bemerken, dann aber auch wieder<br />

so stark, daß ich überhaupt nicht arbeiten kann.<br />

In den schwächeren<br />

Anfällen bin ich etwas behindert, in den schwereren fürchte ich, meinen<br />

Verstand zu verheren. Fällt finsteres, nebeliges Wetter mit meiner Verstimmung<br />

zusammen, so macht es das Ganze noch viel schlimmer.<br />

Meine Gedanken stehen dann ganz still, ich kann gar nichts tun. Es<br />

scheint<br />

mir ganz ohne Grund zu kommen. (Auf meine direkte Frage:)<br />

Ein Zusammenhang mit meinen homosexuellen Neigungen besteht<br />

nicht." Dann in einer späteren Sitzung: ,,Ich kann aus ganz geringfügigen<br />

Anlässen außerordentlich zornig werden, was vielleicht mit<br />

meiner Homosexuahtät zusammenhängt. So kurz, ehe ich nach Wien<br />

kam und in den Kellner noch ganz verliebt war, da konnte ich meine<br />

Frau in der Früh absolut nicht vertragen. Sie schien mir immer auf dem<br />

Platze zu stehen, wo ich gerade stehen wollte, z. B. am Waschtische,<br />

wenn ich mich waschen, oder im Badezimmer, wenn ich mich baden<br />

wollte."<br />

Wir haben nun in der steten Neigung zur Schwermut, in der<br />

Maßlosigkeit der Affekte, z. B. des Zornes ,zwei gut gekannte' typische<br />

Symptome der schweren Belastung. Bedeutsam aber ist, daß auch das<br />

Angeborene, die pathologische Gehirnanlage, die ich als ,, Belastung",<br />

andere als ,,Degeneration" bezeichnen,<br />

in ihren Symptomen wesentlich

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