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JAHRBUCH - Glowfish

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über hysterische Traumzustände. 13<br />

Wir hatten verschiedenartige Eindrücke kennen gelernt, welche<br />

bei dem Patienten zum Auftreten der Traumzustände Anlaß geben.<br />

Ihre Wirkung beruht, wie wir nunmehr sagen können, darauf, daß<br />

sie Wünsche der sexuellen Aggression oder der Exhibition bei ihm<br />

wachrufen, die in sublimierter Form zum Ausdruck gebracht werden.<br />

Daß der Anblick weiblicher Personen einen Traumzustand auslösen<br />

kann, ist nun leicht verständlich. Wird dem Patienten anderen, tatkräftigen<br />

Menschen gegenüber seine Passivität allzu fühlbar, so korrigiert<br />

er die Wirklichkeit, indem er sich mit Hilfe seiner Einbildungskraft<br />

zu einem sehr aktiven Manne macht, der die Aufmerksamkeit auf<br />

sich zieht. Starke Körperbewegung kann zur auslösenden Ursache<br />

dadurch werden, daß sie dem Patienten das Gefühl der Alvtivität gibt.<br />

Das Poltern eines Eisenbahnzuges erregt in ihm den Wunsch nach<br />

Kraftentfaltung. Auch die sich nun anschließenden Phantasien gehören<br />

ganz in das Gebiet der erwähnten Triebe. Als Simultan- Schachspieler<br />

im Cafe von Tisch zu Tisch zu schreiten, das ist allerdings eine besonders<br />

gute Gelegenheit, sich den Blicken anderer zu exponieren.<br />

Das Schachspiel selbst bietet überdies dem Patienten, wie die Analyse<br />

ergeben hat, vollauf Gelegenheit zur Betätigung sublimierter Triebe.<br />

Daß auf dem Brett zwei Parteien kämpfen, daß man angreift, schlägt,<br />

die feindliche Stellung zertrümmert usw., das sind Vorstellungen, die<br />

den Patienten seiner eigenen Aussage nach geradezu faszinieren. Er<br />

schwelgt in diesen technischen Ausdrücken; er befriedigt in einsamen<br />

Schachübungen seinen Aggresionstrieb.<br />

Während die phantasierte Erfüllung seiner ehrgeizigen Wünsche,<br />

d. h. die Befriedigung sublimierter Triebe mit Gefühlen der Lust<br />

verbunden ist, weist das Schlußstadium des Traumzustandes den<br />

entgegengesetzten Affekt der Angst auf. Es läßt sich nun dartun,<br />

daß auch der Inhalt der Phantasien im Schlußstadium in<br />

einem gegensätzlichen Verhältnis zum Inhalt der einleitenden Phantasien<br />

steht.<br />

Im Beginne des Traumzustandes erhebt sich der Patient aus seiner<br />

habituellen Passivität zur Aktivität. Das Schlußstadium leitet wieder<br />

zu dem alten Zustande hinüber. An Stelle der großen Pläne finden<br />

wir jetzt Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit. Der Patient, der<br />

vorhin voller Kraftgefühl war und in Sturmschritt verfiel, fühlt sich<br />

jetzt schwach und in seinen Bewegungen gehemmt. Er glaubt, nicht<br />

mehr vorwärts kommen zu können — eine treffende, symbolische<br />

Charakteristik seiner tatsächlichen Situation. Er wird wieder zum

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