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JAHRBUCH - Glowfish

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Ein Fall von multipler Perversion mit hysterischen Absenzen. 115<br />

Kindes auf. Die verschiedenen Äußerungen seines Geschlechtstriebes<br />

zeigen eminent infantilen Charakter. Das Kind ist ja nach dem treffenden<br />

Ausspruch Professor Freuds „polymorph pervers". Das ist nun genau<br />

das Bild unseres Grafen, der eigentlich<br />

äußerst wenig sublimierte und<br />

im Grunde dasselbe Schwein geblieben, welches er als Kind physiologisch<br />

war. Ausdrücklich anzumerken ist,<br />

daß er seine Perversionen durchaus<br />

nicht etwa als abnorm empfand und sie auch keineswegs aufgeben<br />

mochte. Selbst die Homosexualität, welche ihn in Konflikt mit dem<br />

Strafgesetz zu bringen drohte, hat ihn subjektiv nicht sehr gestört.<br />

Solcher Infantilismus der Perversionen ist in regierenden Häusern,<br />

dem höheren Adel und in alten durch Unzucht stark degenerierten<br />

Patrizierfamilien keine große Seltenheit. Doch gelangen sie nur wenig<br />

zur Kenntnis des Arztes, weil solche Menschen, wenn sie nicht just im<br />

puncto Inversion das Zuchthaus streifen, keinen rechten Impuls haben,<br />

anders zu werden.<br />

Wir sind gewohnt, daß die Perversionen irgendwo in die Neurose<br />

umschlagen. Das ist auch bei unserm Patienten der Fall, der außer an<br />

Dysuria psychica, die ihn nur wenig belästigt, noch an<br />

Pseudoepileptischen<br />

Zuständen<br />

leidet. Epileptoide Anfälle, worunter Ohnmächten und kleine Absenzen<br />

zu begreifen sind, bekam er — ich folge da seinen frühesten<br />

Angaben — zum ersten Male mit 16 Jahren, dann wiederholt bis zum<br />

18., das Militär] ahr war frei bis auf einen eigenartigen hysterischen<br />

Anfall, von dem ich später noch reden werde; weiterhin traten sie besonders<br />

häufig im ersten Universitätsjahre auf nach übermäßigem<br />

Alkoholgenuß, doch auch in der späteren Universitätszeit, als er zu<br />

saufen schon aufgehört hatte; endlich, wiewohl viel seltener, in den<br />

letzten 6 bis 7 Jahren, seitdem er am Museum arbeitet, das jüngste<br />

Mal vor 5 bis 6 Monaten. Von den ersten Anfällen, die angeblich nach<br />

Überanstrengung im Gymnasium sowie bei<br />

mathematischen Klausurarbeiten<br />

kamen, berichtete er zu Anfang Folgendes: ,,Es wurde mir<br />

finster vor den Augen und ich fiel zu Boden, war aber nur kurze Zeit<br />

bewußtlos. Nach dem Erwachen sah ich zuerst das Licht, dann die<br />

Kameraden, aber alles drehte sich vor mir. Es war eigentlich ein<br />

sehr angenehmes Gefühl, wenn man bewußtlos wurde, man<br />

fühlte sich so beruhigt,<br />

wie wenn man schön einschläft. Ich<br />

konnte es auch bei starken gymnastischen Übungen bekommen, wenn<br />

ich Hantel hochstemmte, daß ich zusammenstürzte und das Bewußsein

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