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JAHRBUCH - Glowfish

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Analytische Untersuchungen über die Psychologie des Hasses usw. 177<br />

sonst meist verborgene Tiefen der Seele<br />

zu geben.<br />

Für die<br />

ethiscbe Würdigung des Hasses kommen folgende Beobachtungen<br />

in<br />

zurückgreifende Wertaussagen<br />

Betracht:<br />

1. Verarmung der Persönlichkeit durch einseitige<br />

Richtung und Festlegung des Interesses. Der Komplex wendet<br />

das Augenmerk mit monotoner Hartnäckigkeit den Stoffen zu, die ihm<br />

Beschwichtigung gewähren und präpariert sie zum Zwecke der Befriedigung.<br />

Wir sahen, wie die verschiedensten Lebensgebiete vom<br />

Haß beschlagnahmt wurden, um ihn zu speisen.<br />

2. Entgeistigung der Persönlichkeit durch wachsende<br />

Abhängigkeit vom dunkeln Drang. Die Gefahr nimmt überhand,<br />

daß der Mensch, teils in anhaltender Mißstimmung, teils in explosiven<br />

Entladungen des Jähzornes seine Unfreiheit bezeuge. Max fühlte diese<br />

unheimlichen Gewalten deutlich in ihrem Zusammenhange mit den<br />

Phantasien.<br />

3. Willenslähmung durch den unentschiedenen Widerstreit<br />

zwischen dem Hasse einerseits, der Liebe oder Furcht<br />

anderseits. Zur Geltung gelangt Freuds Satz: ,, Steht einer intensiven<br />

Liebe ein fast ebenso starker Haß bindend entgegen, so muß die<br />

nächste Folge eine partielle Willenslähmung sein, eine Unfähigkeit<br />

zui* Entschließung in all den Aktionen, für welche die Liebe das treibende<br />

Motiv sein<br />

soll*).",<br />

4. Verflüchtigung sittlicher Energie in unproduktives<br />

Träumen. Die widerspenstigen Bilder vertreten bei unserem Analysanden<br />

wie bei der Zwangsneurose Taten. Dadurch wird der Hasser<br />

zum Hamlet, seine Kraft verpufft in bloßen Wünschen.<br />

5. Sadistische und masochistische Sexualisierung des<br />

Hasses. Lidem er sein Geheimnis in die mannigfaltigsten Erlebnisse<br />

hineinträgt, breitet sich die Vernichtungswut im seelischen Organismus<br />

immer weiter aus.<br />

6. Wachsende Isolierung der Persönlichkeit. Durch die<br />

komplexbedingte Involutio libidinis lebt der Haßerfüllte niu- noch<br />

sich selber. Der Egoismus ist vom Hasse unabtrennbar. Aber auch<br />

die in der involutio begründete pathogene Tendenz des Hasses tritt<br />

hervor. Ethik und Neurosenlehre verkünden übereinstimmend seine<br />

gesundheitsfeindliche Natur. Der ganzen Menschheit gilt daher in<br />

T, 415.<br />

^) Freud, Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose. Jahrbuch<br />

Jahrbuch für psyohoanalyt. u. psychopathol. Forschungen. II. 12

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