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JAHRBUCH - Glowfish

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Aus der Analyse einer Zwangsneurose. 265<br />

Zwischenhinein kam es noch zu verschiedenen kleineren Entflammungen,<br />

die nichts Besonderes an sich haben.<br />

Im Sanatorium lernte er ein reiferes Mädchen kennen.<br />

den Einsamen ans Licht zu ziehen.<br />

hatte aber zum Teil ganz andere Ideale.<br />

Sie wußte<br />

Sie war intelligent, was ihn lockte,<br />

Die Korrespondenz mit ihr<br />

dauert bis jetzt an. Sie enthält einen komischen Wechsel von Anziehung<br />

und Abstoßung. Einmal verlobte sie sich mit einem Offizier,<br />

aber nach einem Jahre ging es wieder aus, und nun teilt sie mit dem<br />

Patienten die Ideen gegen die Eltern und gegen das Kinderkriegen,<br />

die wir im „Traktat" wiedersehen weiden.<br />

Noch einen Liebeshandel müssen wir erwähnen, in den Patient<br />

wider seinen<br />

Willen geriet.<br />

Nach dem Konvikte, von 1906 an, wohnte Patient zuerst bei<br />

den Großeltern in der Stadt, wo er seine Studien fortsetzte. Dann<br />

bezog er ein Zimmer bei einfachen Leuten. Diesen Wirtsleuten gegenüber<br />

zeigt er von da ab die Liebe und Verehrung, die er den Eltern<br />

nicht schenken kann. Es sind Ersatzeltern. Wieder sein demokratischer<br />

revolutionärer Zug. Gegenüber wohnte eine junge Magd;<br />

ein frisches ,,Apferr'. Er bekam Anwandlungen von Kühnheit und<br />

Eitelkeit, und lenkte ihre Aufmerksamkeit durch Blicke und gelispelte<br />

Worte auf sich, ohne bestimmte Absicht, daß sie es hören sollte.<br />

„Wie lieb" flüsterte er beispielsweise. Im Juli 1908 sollte er dann<br />

ins Ausland fahren. Da fing er den drohenden Verlust ihres<br />

Anblickes zu bedauern an. Er schien zu bemerken, daß sie in ihn<br />

verliebt<br />

sei.<br />

Im Dezember 1908 schrieb ihm seine Wirtin, das „Apferl"' lasse<br />

herzlich grüßen. Er war erstaunt und geängstigt. Um abzulenken,<br />

schrieb er zurück, auch im Ausland gebe es nette Apferl. Aber als<br />

an Weihnachten heimkam, erfuhr er erst die ganze Geschichte.<br />

Das Apferl hatte es sehr ernst genommen, hatte Tränen vergossen,<br />

sich erkundigt, wohin er verschwunden sei, gebeten, den<br />

jungen Herrn an Weihnachten sprechen zu können. Ihm war es peinlich,<br />

diese Liebesbrunst durch seinen Leichtsinn angefacht zu haben.<br />

Endlich gab es eine Zusammenkunft: Das unschuldige, harmlose<br />

Landmädel erklärte ihre unendliche Liebe zum jungen;^Herrn und<br />

schwor ihm ewige Treue. Der Held bekam fürchterliche Gewissensbisse<br />

und in der Verwirrung sagte er zwar nicht ja, ließ aber doch noch<br />

Raum für Hoffnungen und streichelte ihr Wänglein und Händlein, Das<br />

er

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