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JAHRBUCH - Glowfish

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Ein Fall von multipler Perversion mit hysterischen Absenzen. 63<br />

als er die Universität verließ und eine Stelle an der Waffensammlung<br />

des Museums annahm. Hatte er von den Eltern sich schon vorher<br />

derart zurückgezogen, daß er sie nur noch zweimal im Jahre besuchte,<br />

so kam es mit 30 Jahren zu völligem Bruche, als er mit einer Prostituierten<br />

einen gemeinschaftlichen Haushalt begann und seinen<br />

Eltern, die sich schließlich mit allem zufrieden geben wollten, nicht<br />

einmal die Konzession einer kirchlichen Trauung gewähren mochte.<br />

Schon früher, von der Militärzeit ab, hatte er seinen homosexuellen<br />

Neigungen reichlich, wenn auch nur platonisch gefrönt. Kurz vor<br />

seiner Herreise nach Wien jedoch bestand die Gefahr, daß er sich mit<br />

einem Kellner arg verplempere, den er seit 14 Tagen kannte und da nur<br />

sieben Mal gesprochen hatte. ,,Je öfter ich ihn sah," erklärte Patient<br />

gleich in der ersten Analysenstunde, ,,desto stärker wirkte er auf mich.<br />

Das erste Mal gefiel mir sein Aussehen und Wesen, ich habe ihn immer<br />

ansehen müssen und mich gleich zu ihm hingezogen gefühlt." Er begann<br />

ihn auszufragen nach seinen Verhältnissen,<br />

Stellung, ob er mit seinem<br />

Berufe zufrieden sei, und rückte endlich mit dem Vorschlage heraus,<br />

gemeinsam mit ihm nach Ostende zu reisen, worauf der andere bereitwillig<br />

einging. Doch da kam die Ernüchterung. Teils hatte die Frau<br />

schon Lunte gerochen und sich ins Mittel gelegt, teils drängte sich<br />

ihm selber die Erkenntnis auf, das müsse ein schlechtes Ende nehmen,<br />

kurz er suchte einen Psychiater auf, der, wie wir schon wissen, ihn<br />

samt der Frau nach Wien expedierte. Im Verlaufe der hier eingeleiteten<br />

Analyse ergab sich nun, daß der Kranke nicht bloß die vom Psychiater<br />

vermeldeten Symptome der Degeneration, Alkoholintoleranz, epilepsieartigen<br />

Anfälle und Homosexualität aufwies, sondern daneben noch<br />

ein reichbesetztes<br />

Sexualprogramm, von dem etwa anzuführen wären:<br />

eine Reihe von Äußerungen des Autoerotismus, wüe Onanie, Narzismus,<br />

eine Art von Selbstkoitus, will sagen: Versuche und Phantasien, sich<br />

selbst mit dem Membrum in den After zu dringen, einen mächtigen<br />

Schautrieb und Exhibitionismus und eine ganz ungeheuerliche Analerotik<br />

;<br />

dann weiter Statuenliebhaberei, masochistische und sadistische<br />

Züge, Selbstgeißelung, pyromanische Antriebe und eine Dysuria psychica.<br />

Wie man sieht, eine ansehnliche Musterkarte. Von dieser will<br />

ich die<br />

Homosexualität<br />

zuerst vornehmen. Als ich ihn fragte, was er denn vom Kellner eigentlich<br />

ersehnte und wie sein Typus beschaffen sei, kam folgende Antwort:<br />

,,Auch wenn ich mit ihm gereist wäre, hätte ich eigentlich nicht ge-

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