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JAHRBUCH - Glowfish

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12 Karl Abraham.<br />

Gewaltakt antworten lassen. Aber sie wurden ja frühzeitig durch<br />

„Reaktionsbildung" unschädlich gemacht und wagten sich nur noch<br />

als geheime Phantasien hervor. Auf eine Beeinträchtigung, die ihm<br />

seiner Meinung nach zuteil geworden war, reagierte er mit sublimierten<br />

Alctivitätswünschen, mit Größenphantasien, deren Erfüllung er<br />

in die Zukunft verlegte: ,,wenn ich nur erst einmal erwachsen bin .<br />

. .<br />

."<br />

Je mehr Patient heranwuchs, um so mehr trat das Gefühl bei<br />

ihm hervor, er bleibe ein Kind. Es entging ihm, daß es der stärkste<br />

Wunsch seines Unbewußten war, diesen kindlichen Zustand<br />

zu erhalten. Sein Bewußtsein reagierte darauf mit der entgegengesetzten<br />

Tendenz. Jeder Traumzustand diente dem Wunsch, erwachsen<br />

zu sein. Das bedeutete für ihn ein Vielfaches: unabhängig,<br />

selbständig, energisch zu sein (wie der Vater), frei von der ihn beheirschenden<br />

Gewohnheit und vor allem fähig zu sexueller Aktivität.<br />

Denn die Angst vor Impotenz beherrscht ihn wie jeden Neurotiker,<br />

der von der infantilen Sexualbetätigung und von den Objekten der<br />

infantilen<br />

Sexualphantasie nicht lassen kann.<br />

Mit den Größenphantasien, die wir von der Sublimierung ,,sadistischer"<br />

Regungen ableiteten, verbindet sich bei dem Patienten regelmäßig<br />

die Vorstellung, sich vor Zuschauern hervorzutun, aller BHcke<br />

auf sich zu lenken. Sie erklärt sich aus der Subhmierung verdrängter<br />

Exhibitionswünsche. Bei Neurotikern, die einen krankhaft gesteigerten<br />

Ehrgeiz aufweisen, konnte ich stets den Nachweis erbringen, daß in<br />

diesem Charakterzuge die verdrängten sadistischen und exhibitionistischen<br />

Wünsche sich gewissermaßen einen gemeinsamen Ausweg<br />

suchen. In unserem Falle läßt sich nun feststellen, daß es in der Jugend<br />

wirklich zu sadistisch-exhibitionistischen Handlungen gekommen ist,<br />

aus denen der Patient schwere Selbstanklagen herleitet. Die immer<br />

wieder notwendige Verdrängung dieser Triebe ist eine stetige Quelle<br />

der Angst. Er vermag z. B. nicht die Straßenbahn zu benutzen, weil oft<br />

plötzlich der Impuls auftaucht, vor den anwesenden Personen zu<br />

exhibieren oder auf eine weibhche Person einen sexuellen Angriff zu<br />

machen. Ähnliche Impulse treten auch sonst, z. B. in der Unterhaltung<br />

mit Frauen auf. Der Sublimierungsprozeß führt nun zu einem partiellen<br />

oder gänzhchen Verzicht auf das ursprüngliche Ziel des Exhibitionstriebes,<br />

die Entblößung. Die unerlaubte Exhibition wird durch<br />

Phantasien ersetzt, die sich mit einem weit harmloseren Ziel begnügen.<br />

Der Patient zieht die Blicke der Menschen auf sich, aber nicht die sexuell<br />

begehrenden oder neugierigen, sondern die bewundernden Bücke.

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