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JAHRBUCH - Glowfish

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gelenkt.<br />

228 A. Maeder.<br />

man nach dem Sinn dieser Ausdrücke fragt, antwortet er gleich unverständlich,<br />

spricht davon in einem selbstverständlichen Tone, wie wenn<br />

jedermann ihn verstehen sollte.<br />

Allen Einwendungen zum Trotz bleibt<br />

er dabei, daß man ihn verstehen müsse. Er sieht ziemlich vernachlässigt<br />

aus, hat einen befremdenden Blick. Kurz, er bietet das klassische<br />

Bild einer<br />

Dementia praecox mit ausgebildeter Verblödung.<br />

Die in den obigen Abschnitten mitgeteilten Dokumente lassen<br />

uns schon vermuten,<br />

daß es mit der Verblödung bei tieferem Eingehen<br />

nicht so schlimm steht. Patient hat im Gegenteil den Beweis einer<br />

gewissen intellektuellen Tätigkeit und Produktivität geliefert.<br />

Er hat sich mit mangelhafter Schulbildung, mit den Erfahrungen<br />

eines Schlossergesellen eine menschliche Anatomie und Pathologie<br />

auf seine V/eise konstruiert, wozu seine Wahnideen, namentlich der<br />

physikalische Verfolgungswahn, ihn geführt haben. Daß ,, seine Wissenschaft"<br />

unserer Anatomie nicht ebenbürtig ist,<br />

Kranken nicht übel nehmen.<br />

können wir dem armen<br />

Seine neue Sprache zeigt auch den Versuch,<br />

sich vor den anderen herauszuheben, mit gebildeteren und sozial<br />

höher stehenden Leuten zu verkehren. Es ist ein mißglückter Versuch,<br />

aber doch das Zeichen einer gewissen, wenn auch verfehlten Produktivität.<br />

Die Phantasietätigkeit ist sehr ausgesprochen, sie hat die<br />

ganze Aufmerksamkeit des Patienten auf sich<br />

[<br />

Im Vergleiche<br />

dazu ist ihm die Außenwelt blaß, farblos und wenig des Interesses<br />

würdig. Wenn es gelingt, seine Aufmerksamkeit auf ein Objekt zu<br />

konzentrieren, läßt sich folgendes konstatieren: Vorgelesene Fabeln<br />

ist er imstande richtig zu reproduzieren; die Moral versteht er gut, er<br />

drückt sie meistens mit eigenen Worten aus, ein Zeichen seiner guten<br />

individuellen Auffassung. ,,Der Adler und die Schildkröte"<br />

resümiert er folgendermaßen: ,,Die Schildkröte bestritt das Fliegen.<br />

Der Adler gab seinen Beweis, daß man Flügel haben müsse, wenn man<br />

fliegen wolle; wenn er sie gehen ließ, konnte sie nicht (in der Luft)<br />

bleiben. Die Schildkröte war durch ihren Eigensinn betrogen." Die<br />

Schatzgräber erzählt er auch gut, etwas geziert: ,,Der Vater hatte<br />

ein Vermächtnis gemacht in Weinbergen. Die Söhne haben gegraben,<br />

um dem Schatz nachzukommen. Das Bebauen war wichtig" usw.<br />

Referent ließ<br />

ihn eine große Anzahl von Abbildungen erklären.<br />

Er zeigte sich geschickt und nicht so unwissend, wie eigentlich erwartet<br />

wurde. Er wußte z.B., daßMenhirs ,, Steine aus alten Gräbern" sind;<br />

er konnte die meisten wilden Tiere, die gezeigt wurden, erkennen und

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