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würden leben können und waren auch bereit, die mit der Elternschaft verbundenen<br />
Einschränkungen zu akzeptieren. Dies deutet auf eine begleitete realistische Auseinandersetzung<br />
mit dem Kinderwunsch hin. Interessant ist, dass – wie auch in Betreuungssituation A – das Paar<br />
von einem „Unfall“ spricht. Der Kinderwunsch war bei Frau A. und Herrn A. da, stiess auf<br />
Ablehnung und so – kann man folgern – beschloss das Paar, dennoch ein Kind zu zeugen.<br />
Auf die Schwangerschaft reagierte wiederum das Umfeld ablehnend. Herr und Frau B. wehrten<br />
sich gegen die Abtreibung oder Fremdplatzierung des Kindes.<br />
„Bei ihm waren starke Ängste vorhanden, ob er das wirklich kann und es funktioniert, nehmen sie uns das<br />
Kind nicht weg… und das war für ihn eine ganz starke… und er hat auch wirklich gekämpft darum, auf<br />
seine Art. Und sie haben es auch erreicht. Sie mussten kämpfen, dass das Kind nicht abgetrieben wurde,<br />
nachher mussten sie darum kämpfen, dass sie es behalte durften, nachher, dass sie zusammen wohnen<br />
können.“<br />
Nach der Geburt des Kindes wohnten Mutter und Kind in einem Mutter-Kind-Heim. Es kommt<br />
häufig vor, dass Mütter mit einer leichten oder mittleren geistigen Behinderung zunächst in<br />
einem Mutter-Kind-Heim untergebracht werden. Diese Institutionen sind am ehesten bereit und<br />
auch darauf vorbereitet, eine Mutter mit geistiger Behinderung und ihr Kind in den ersten<br />
Monaten zu betreuen. Dennoch muss man bedenken, dass Mutter und Kind aus ihrer gewohnten<br />
Umgebung herausgerissen werden und dieser Vorgang ihnen ein zweites Mal bevorsteht, da<br />
Mutter-Kind-Heime meist nicht auf langfristige Betreuung eingerichtet sind.<br />
Herr B. fühlte sich vom Mutter-Kind-Heim nicht genügend ins Familienleben einbezogen, da<br />
ergriff er zusammen mit der Beiständin des Kindes die Initiative und suchte nach einem Platz für<br />
die ganze Familie.<br />
„Das Ehepaar wohnte im Doppelzimmer, anfänglich auch die kleine Tochter, weil sie das unbedingt<br />
wollten. Es war ein enormer Drang da, als „Familie“ zusammenzuleben, dass es anfangs möglichst nahe<br />
sein musste.“<br />
Der Wunsch der Eltern als Familie zusammenzuleben scheint sehr stark gewesen zu sein und<br />
demzufolge ist die Geschichte geprägt von der Eigeninitiative der Eltern, um diesen Wunsch zu<br />
verwirklichen. Wenn die Eltern nicht diesen Willen gehabt hätten, wäre es wohl nie dazu<br />
gekommen, dass sie nun zu dritt als Familie zusammenleben können.<br />
Auch hier war die Aufnahme der Familie – ähnlich wie in Betreuungssituation A – durch die<br />
Neueröffnung der Institution möglich und von der Bereitschaft des Teams abhängig.<br />
Zu Beginn der Betreuung sass die Angst vor einer Trennung von der Tochter bei den Eltern tief,<br />
und machte die Beziehungsaufnahme und den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses eher<br />
schwierig. Die anfänglichen Schwierigkeiten könnten laut Frau Birke auch etwas mit der<br />
Wohnsituation zu tun gehabt haben. Mit einer Veränderung der Struktur, so dass Eltern und Kind<br />
getrennte Zimmer hatten, entspannte sich die Situation merklich. Für Frau Birke stellt sich<br />
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