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9 Betreuungssituation E: Auswertungsergebnisse zu Themenbereichen<br />

___________________________________________________________________________<br />

Die folgenden Ergebnisse sind dem Themenbereich Eltern(-teil) zuzuordnen:<br />

Kinderwunsch<br />

Frau E. hatte nach Frau Eiche keinen ausgeprägten Kinderwunsch. Die Kinder bedeuten eher Last und<br />

Pflicht für die Mutter.<br />

Veränderung durch die Geburt<br />

Frau E. wohnte vor der Geburt des ersten Kindes in ihrer Herkunftsfamilie. Während des Haushaltsjahres<br />

wurde sie 16jährig schwanger. Frau E. beschreibt die Zeugung als Vergewaltigung. Eine Abtreibung lehnte<br />

Frau E. mit der Begründung, dass das Kind nichts dafür könne und das Tabu sei, ab. Die Eltern von Frau E.<br />

konnten sie nicht genügend unterstützen. Vor der Geburt des ersten Kindes wurde die heilpädagogische<br />

Lebensgemeinschaft von der zuständigen Gemeinde um einen geschützten Arbeitsplatz für Frau E.<br />

angefragt. Herr und Frau Eiche wären bereit gewesen, sie anzustellen, aber nur unter der Bedingung, dass<br />

mindestens das Kind als Platz gelten würde. Die Gemeinde realisierte nicht, dass die werdende Mutter<br />

Unterstützung benötigte und lehnte ab. Frau E. und ihr Kind lebten selbständig, bis sie nach eineinhalb<br />

Jahren doch in die heilpädagogische Lebensgemeinschaft kamen. Die Gemeinde verlangte von der Mutter,<br />

das Kind fremd zu platzieren oder Unterstützung anzunehmen, da der Junge stark unterernährt war. Die<br />

ersten zwei Jahre galten Frau E. und ihr Kind als Platz, danach trat Frau E. in ein angegliedertes Projekt<br />

ein, dass ihr ohne von der Fürsorge abhängig zu sein ermöglichte in der Lebensgemeinschaft zu arbeiten<br />

und zu wohnen. Drei Jahre nach der Geburt des ersten Kindes wurde Frau E. abermals schwanger. Sie<br />

dachte, dass sie schwanger sei, setzte vor Schreck die Pille ab und wurde darauf tatsächlich schwanger. Das<br />

Mädchen wurde vor sechs Jahren in der Lebensgemeinschaft geboren.<br />

Lebensumstände der Eltern<br />

Frau E. und ihre beiden Kinder Eric, 9jährig und Elisa, 6jährig leben mit ihrer Mutter in einer Wohnung im<br />

Mutter-Kind-Haus der heilpädagogischen Lebensgemeinschaft, welches neben dem Haupthaus liegt. Frau<br />

E. arbeitet im Mutter-Kind-Haus. Die Kinder sind tagsüber in Schule und Kindergarten oder werden von<br />

Betreuungspersonen der Lebensgemeinschaft betreut. Frau E. isst mit ihnen zu Mittag, danach hat sie zwei<br />

Stunden freie Zeit für sich. Die Abende und Wochenenden verbringt sie zusammen mit ihren Kindern. Die<br />

Väter der Kinder sind abwesend.<br />

Beziehung zum Kind<br />

Als Frau E. mit ihrem ersten Kind, das zu diesem Zeitpunkt eineinhalbjährig war, in die<br />

Lebensgemeinschaft kam, führte Frau Eiche viele Gespräche mit der Mutter. Es wurde klar, dass die Mutter<br />

ihr Kind unbewusst ablehnte und durch Verweigerung der Nahrung bestrafte. Das Kind war durch eine<br />

Vergewaltigung gezeugt worden, dennoch sprach sich Frau E. gegen eine Abtreibung aus. Frau Eiche<br />

meint nun, dass sich unbewusste innere Widerstände gegen das Kind in der ungenügenden Ernährung des<br />

Kindes äussern. Mit der Zeit konnten diese Widerstände abgebaut werden und Frau E. ist in ihre<br />

Mutterrolle hineingewachsen. Sie hat eine gute Beziehung zu beiden Kindern.<br />

Ressourcen und Grenzen<br />

Bei der Frage nach den Ressourcen von Frau E. antwortet Frau Eiche, dass die Mutter wenige Ressourcen<br />

besitzt. Sie hat von allem ein bisschen, dass gepflegt werden muss. Manchmal spielt sie Gitarre und singt<br />

mit den Kindern dazu. Freude. Eine Ressource ist, dass sie stolz ist, dass sie sich mehr mit ihren Kindern<br />

beschäftigt, als das ihre Eltern mit ihr und ihren Geschwistern getan haben. Der Vergleich und der<br />

Anspruch eine bessere Beziehung zu den Kindern zu haben als ihre Eltern ist positiv.<br />

Die Grenzen von Frau E. liegen bei ihrer genetisch und sozial bedingten Behinderung, die sich nicht nur im<br />

kognitiven Bereich äussert. Es ist schwierig für Frau E. Emotionen zu zeigen. Negative Emotionen kann sie<br />

ausdrücken, positive jedoch nur begrenzt. Sie kann zudem auf keine Modelle zurückgreifen. Das Erlernen<br />

von Modellen im Erwachsenenalter ist begrenzt.<br />

Herr und Frau Eiche arbeiten mit einer speziellen Methode. Sie versuchen Frau E., wie auch die anderen<br />

BewohnerInnen, zu ermutigen, ihre eigenen Kräfte zu nutzen, indem sie ihre Fähigkeiten zu konstruktiven<br />

Interaktionen und Entwicklung erkennen, sie aktivieren und gezielt weiterentwickeln lernen. So werden<br />

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