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DITTLI/FURRER 1994).<br />
HOYLER-HERMANN unterscheidet zwischen einer repressiven Sexualpädagogik, die von der<br />
Sexualität fernzuhalten und abzulenken sucht und zur Selbstbeherrschung bis zur Ehe anleitet<br />
und der emanzipatorischen Sexualerziehung. Diese zeigt eine bejahende Einstellung zur<br />
Sexualität mit dem Ziel im Bereich der Sexualität Selbständigkeit im Urteilen, Entscheiden und<br />
Handeln zu erreichen (vgl. HOYLER-HERMANN 2002: 197). Man kann mutmassen, dass die<br />
emanzipatorische Sexualpädagogik heute verbreiteter ist als früher.<br />
WALTER nennt drei Themenbereiche, die eine sexualpädagogische Fortbildung behandeln<br />
sollte (vgl. WALTER 1999: 55). Beim ersten Bereich handelt es sich um Wissen, Kenntnisse<br />
und Informationen, welche Grundwissen über Sexualität, wie auch behindertenspezifische<br />
Themen einschliessen. Der zweite Bereich umfasst die Einstellungen, Normen und Werte, wobei<br />
der individuelle Umgang mit Sexualität und die eigene sexuelle Sozialisation Thema sind. Der<br />
dritte Bereich behandelt die sonderpädagogische Handlungskompetenz. Dabei geht es um<br />
methodische Überlegungen und sexualpädagogische Kriseninterventionen. Diese Fortbildung ist<br />
von WALTER für Mitarbeiter von Behinderteneinrichtungen konzipiert worden, kann aber<br />
meines Erachtens auch als Leitfaden für Beratungen von anderen Bezugspersonen von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung dienen.<br />
Um einer Schwangerschaft vorzubeugen, kommen aus medizinischer Sicht grundsätzlich<br />
dieselben Verhütungsmethoden in Frage, wie bei Frauen ohne Behinderung. Einige sind weniger<br />
geeignet, andere mehr. Erst allerdings, wenn abgeklärt ist, dass keine der reversiblen<br />
Verhütungsmethoden anwendbar ist, darf eine irreversible Sterilisation der Frau oder des<br />
Mannes als verhütende Massnahme in Erwägung gezogen werden (vgl. WALTER 1997: 37f).<br />
Da Frauen mit geistiger Behinderung keine Kinder bekommen sollten, wie früher - und auch<br />
heute noch - plädiert wird, war es verbreitet Frauen vorbeugend zu sterilisieren. Dies obwohl<br />
zumeist gar keine sexuellen Kontakte stattfanden. Sterilisation galt als eine vermeintlich<br />
unschädliche und sichere Methode der Empfängnisverhütung (vgl. PIXA-KETTNER 1999: 63).<br />
BONFRANCHI führt an, dass die Anwendung der Methode der Sterilisation meist auf eine<br />
fehlende Auseinandersetzung mit Verhütungsmethoden und der Sexualität des betroffenen<br />
Menschen mit geistiger Behinderung verweist (vgl. BONFRANCHI 1990: 263).<br />
Sterilisation bedeutet, dass die Frau oder der Mann unfruchtbar gemacht wird, indem bei der<br />
Frau die Eileiter operativ unterbrochen wird und beim Mann der Samenstrang ebenfalls operativ<br />
durchtrennt wird (vgl. ACHILLES 1990: 67, 71). Eine Refertilisation ist bei Mann, wie auch<br />
Frau möglich, aber kompliziert und nicht immer erfolgreich. WALTER erwähnt zudem die<br />
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