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Weil ich mit ihnen den Anfang durchgemacht habe und sie das Gefühl haben, sie wisse, dass ich mich nicht<br />

„drehe“.“<br />

Die Konstanz sehe ich als wichtigen Faktor in der Unterstützung. Gerade Eltern mit geistiger<br />

Behinderung haben meist eine Geschichte hinter sich, in der viele Personen nicht an sie und ihr<br />

Kind geglaubt haben. Durch eine konstante Beziehung zu einer oder mehreren<br />

Betreuungspersonen entsteht ein Vertrauensverhältnis, das Eingriffe zum Schutz des Kindes<br />

erlaubt, die ansonsten als Absicht, das Kind von der Familie zu trennen wahrgenommen werden<br />

könnten.<br />

Bei der Frage nach den Problemsituationen in der Betreuung meint Frau Birke zunächst einmal,<br />

dass es häufig solche gebe. Als ein zentrales Problem bezeichnet sie die Erziehungsvorstellungen<br />

der verschiedenen Betreuungspersonen.<br />

„Diese Problemsituationen haben meist den Ausgangspunkt: Wer ist denn jetzt wirklich zuständig für die<br />

Erziehung? Diese Frage kann ich sehr klar beantworten: die Eltern.“<br />

Dennoch sind viele andere Personen indirekt an der Erziehung beteiligt. Sie stellt es als<br />

schwierig dar, sich auf eine einheitliche Linie zu einigen. Wiederum geht es – wie in der<br />

Betreuungssituation A - um die Vorstellungen, die einzelne beteiligte Fachpersonen von<br />

Erziehung haben. Der Massstab, den man an die Erziehung legt, spielt hierbei eine Rolle.<br />

Zwischen der Vorstellung, die man von idealer Erziehung hat und der realen Erziehung ist meist<br />

ein Unterschied. Bei Eltern ohne Behinderung wird dies als „Erziehungsstil“ akzeptiert, bei<br />

Eltern mit geistiger Behinderung wird die perfekte Erziehung angestrebt.<br />

Eine weitere interessante Problematik ist, dass Frau B. Bettina, nach Frau Birkes Eindruck, am<br />

liebsten als Kleinkind behalten möchte und so auch die Entwicklung des Kindes unbewusst eher<br />

hemmt als fördert.<br />

„Sie ist ein unkompliziertes Kind, wir nehmen aber gewisse Hemmschwellen und Ängste wahr. Wie sie sich<br />

einfach an gewisse Sachen nicht hintraut. Es kann sein, dass das völlig normal ist, kann aber auch sein,…<br />

Eine Zeit lang hatte ich eine These. Bettina bleibt klein, weil die Mutter möchte, dass sie klein bleibt. Aber,<br />

das sind so Gedanken, die man sich macht…“<br />

Frau Birke erwähnt in diesem Zusammenhang, dass Frau B. schon vom Wunsch nach einem<br />

zweiten Kind gesprochen hat, wovon Frau Birke ihr abgeraten hatte. Es scheint mir wichtig, dass<br />

der Mutter diese Verhaltensweise bewusst gemacht wird und mit ihr besprochen werden kann.<br />

Als ich Frau Birke nach der Verantwortung für das Kind fragte, antwortete sie, wie auch schon<br />

Frau Ahorn, dass man die Verantwortung für die momentane Situation übernehme, nicht aber die<br />

Verantwortung für Lebenssituation. Diese Erklärung entlastet die Betreuungspersonen und sagt<br />

implizit, dass diese die Verantwortung dafür, dass ein Kind geistig behinderte Eltern hat, nicht<br />

übernehmen können und wollen.<br />

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