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Eltern, die sich bezüglich ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten überschätzten (vgl.<br />
BARGFREDE/BLANKEN/PIXA-KETTNER 1997: 227).<br />
Einer der genannten Problembereiche bei Elternschaft von Menschen mit leichter und mittlerer<br />
geistiger Behinderung hat weniger mit der Behinderung der Eltern, also deren persönlicher<br />
Voraussetzung, zu tun, als vielmehr mit der gesellschaftlichen Akzeptanz einer Elternschaft von<br />
Menschen mit geistiger Behinderung. So kann das gesellschaftliche und persönliche Umfeld als<br />
zusätzliche Belastung wirken, indem die Elternschaft auf Ablehnung stösst (vgl. PIXA-<br />
KETTNER/BARGFREDE/BLANKEN 1995: 198). Elternschaften von Menschen mit leichter<br />
und mittlerer geistiger Behinderung haben öffentlichen Charakter. Die Eltern sind unter<br />
Kontrolle, fühlen sich gesellschaftlich nicht akzeptiert. So entsteht ein enormer<br />
Bewährungsdruck, der sich noch erhöht durch die für Eltern mit geistiger Behinderung gesetzten<br />
Anforderungen. Die Massstäbe werden zuweilen sogar höher angesetzt, als bei nicht behinderten<br />
Eltern (vgl. PIXA-KETTNER 2003: 6). PIXA-KETTNER verweist darauf, dass in den<br />
Untersuchungen eine breite Palette elterlichen Verhaltens anzutreffen war und dass, wenn es<br />
auch bei den untersuchten Elternschaften Probleme gab, keine behinderungsspezifischen<br />
Probleme im Zusammenhang mit der geistigen Behinderung festgestellt werden konnten (vgl.<br />
PIXA-KETTNER 1997: 261). Die Reaktion des persönlichen und gesellschaftlichen Umfelds<br />
verstärkt somit die Problematik von Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung.<br />
3.2.2 Situation der Kinder geistig behinderter Eltern<br />
Bei der Darstellung der Forschung zur Situation der Kinder möchte ich auf meine Seminararbeit<br />
verweisen, die ich im Bereich der Sozialpädagogik zu „Risiko- und Schutzfaktoren in der<br />
Entwicklung von Kindern geistig behinderter Eltern(-teile) verfasst habe. Die Arbeit geht<br />
differenzierter, als dies in der vorliegenden Arbeit möglich ist, auf die Situation der Kinder<br />
geistig behinderter Eltern, insbesondere im Zusammenhang mit Risiko- und Schutzfaktoren, ein<br />
(vgl. STAUDENMAIER 2004).<br />
Wenn über Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung diskutiert wird, wird meist die<br />
Gefährdung des Kindeswohls als Argument gegen das Recht der Eltern auf Elternschaft<br />
angeführt. Es wird dargelegt, dass die Kinder aufgrund der Behinderung der Eltern unter<br />
schlechteren Entwicklungsbedingungen als andere Kinder aufwachsen würden. Erst seit einiger<br />
Zeit werden nicht nur die negativen Auswirkungen, die eine geistige Behinderung der Eltern auf<br />
die Kinder haben kann, erforscht, sondern die Kindheitsverläufe als Ganzes biographisch<br />
analysiert. So wird die subjektive Sichtweise der erwachsenen Kinder geistig behinderter Eltern<br />
sichtbar (vgl. SANDERS 2003: 23). Es ist bei Untersuchungen allerdings zu bedenken, dass die<br />
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