Strahlentherapie des Mediastinalen Hodgkin-Lymphoms
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Theoretische Hintergründe<br />
Zu erwähnen sind schließlich noch das amerikanische National Comprehensive Cancer Network<br />
(NCCN) und die Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG), bei denen sich die<br />
Risikofaktoren ebenfalls leicht unterscheiden.<br />
2.5 Allgemeine Therapieverfahren beim <strong>Hodgkin</strong>-Lymphom<br />
Die Therapie <strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> ist grundsätzlich kurativ ausgerichtet und erfolgt<br />
stadiengerecht und streng risikoadaptiert nach der Einteilung in die drei Prognose-Gruppen. Zum<br />
Einsatz kommen v.a. die <strong>Strahlentherapie</strong> und die Chemotherapie, meist in Kombination<br />
(kombinierte Radiochemotherapie, Combined Modality Treatment = CMT).<br />
In diesem Kapitel wird zunächst allgemein auf die Bedeutung der <strong>Strahlentherapie</strong> und<br />
Chemotherapie beim <strong>Hodgkin</strong>-Lymphom eingegangen. In den darauffolgenden Kapiteln werden<br />
dann die spezifischen Therapie-Konzepte für das klassische und das Noduläre<br />
Lymphozytenprädominante <strong>Hodgkin</strong>-Lymphom (Kap. 2.6 und 2.7) sowie für Rezidiv- und<br />
primärprogrediente Patienten und spezielle Altersgruppen (Kap. 2.8 und 2.9) erläutert.<br />
2.5.1 <strong>Strahlentherapie</strong><br />
Entdeckt wurde die Bestrahlung als therapeutische Option beim <strong>Hodgkin</strong>-Patienten zu Beginn <strong>des</strong><br />
20. Jahrhunderts, wobei diese bei geringen verfügbaren Strahlenenergien durch starke<br />
Beschädigung der bestrahlten Haut und geringe Eindringtiefe sehr eingeschränkt war (Pusey,<br />
1902; Senn, 1903). Im Rahmen der Weiterentwicklungen der darauffolgenden Jahrzehnte sind vor<br />
allem die Arbeiten von Rene Gilbert und Vera Peters zu nennen, die erstmals über Therapie- und<br />
Heilungsergebnisse nach Röntgen-Bestrahlung von <strong>Hodgkin</strong>-Patienten im frühen Stadium<br />
berichteten (Gilbert und Babaiantz, 1931; Peters, 1950). Der Radiologe Henry Kaplan und der<br />
Physiker Edward Ginzton revolutionierten in den 50ern die <strong>Strahlentherapie</strong>, als sie die schon seit<br />
den 20er Jahren u.a. in Radaranlagen und Mikrowellentechnik entwickelten Elemente mit den in<br />
der Hochenergiephysik-Forschung benutzten Linearbeschleunigern in ein klinisches Gerät zur<br />
hochenergetischen Bestrahlung von Tumorgewebe zusammenführten (Ginzton et al., 1957).<br />
Kaplan gilt zu Recht bis heute als die treibende Kraft im Gebiet der <strong>Strahlentherapie</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> der damaligen Zeit (Jacobs, 2010). Er veröffentlichte 1962 die ersten<br />
klinischen Beobachtungen nach einer Behandlung von <strong>Hodgkin</strong>-Patienten mit 30-40Gy<br />
verglichen zu den sonst palliativen 4-12Gy. Er benutzte sehr große Bestrahlungsfelder und führte<br />
das großflächige Extended Field-Konzept ein (Abb. 2). Sein Ziel war die Heilung der Patienten,<br />
dementsprechend aggressiv waren seine Therapieverfahren. In der Tat erreichte er damit 2-Jahres-<br />
Überlebensquoten von über 80%, während es in der palliativen Gruppe nur ca. 20% waren<br />
(Kaplan, 1962).<br />
Heutzutage unterscheidet sich die <strong>Strahlentherapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> von Kaplans<br />
großflächiger Extended Field-Bestrahlung mit 40Gy sowohl bezüglich der Strahlendosis als auch<br />
bezüglich <strong>des</strong> Bestrahlungsfelds. In den 80ern und 90ern wurden mehrere Studien durchgeführt,<br />
bei denen nachgewiesen wurde, dass eine Involved Field-Bestrahlung (lediglich der betroffenen<br />
Lymphknotenregionen, siehe unten) mit nur 30Gy genauso effektiv ist wie eine Extended Field-<br />
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