Strahlentherapie des Mediastinalen Hodgkin-Lymphoms
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Theoretische Hintergründe<br />
scheint aufgrund guter Ansprechraten und geringem Nebenwirkungsprofil sowohl in der<br />
Primärtherapie als auch bei Therapierezidiven vielversprechend zu sein (Eichenauer et al., 2011;<br />
Rehwald et al., 2003; Schulz et al., 2008).<br />
2.8 Therapie von Rezidiven und von primär progredienten Patienten<br />
Bei Rezidiv- oder primär progredienten Patienten werden mehrere Strategien verfolgt. Es sind<br />
hier insbesondere die Polychemotherapie, die palliative Chemotherapie und die Hochdosis-<br />
Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation zu nennen. Die<br />
Durchführbarkeit von Letztgenanntem hängt stark von Komorbiditäten und Alter <strong>des</strong> Patienten ab.<br />
Eine alleinige Bestrahlung eines Rezidivs kommt nur bei Patienten in Betracht, die ein gutes<br />
Risikoprofil aufweisen und bei denen die Primärtherapie aus alleiniger Chemotherapie bestand<br />
(Anselmo et al., 2000; Josting, 2005; Kuruvilla, 2009; Schmitz et al., 2004). Außerdem finden<br />
(insbesondere bei Zweitrezidiven) experimentelle Vorgehensweisen ihren Einsatz, darunter<br />
immunomodulatorische Medikamente, Monoklonale Antikörper, Immuntoxine und Bispezifische<br />
Moleküle (Böll et al., 2010a; Böll et al., 2010b; Borchmann et al., 2005).<br />
2.9 Therapie in speziellen Altersgruppen<br />
Sowohl bei Kindern als auch bei Patienten im höheren Lebensalter unterscheidet sich die Therapie<br />
<strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> von der Standardtherapie. Daher wird im Folgenden kurz auf die<br />
Therapie in diesen beiden Altersgruppen eingegangen werden.<br />
Therapie bei Kindern<br />
Kinder mit <strong>Hodgkin</strong>-Lymphom haben häufig eine bessere Prognose als Erwachsene. In den<br />
Limitierten Stadien beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate ca. 95-100%, in den Intermediären und<br />
Fortgeschrittenen Stadien ca. 90-97% (Punnett et al., 2010).<br />
Das Wachstum von Muskeln und Weichteilen sowie die Neurokognitive Entwicklung der Kinder<br />
können durch Chemo- und/oder <strong>Strahlentherapie</strong> beeinträchtigt werden. Außerdem muss aufgrund<br />
der potentiell sehr langen Überlebenszeit bei im Kin<strong>des</strong>alter vom <strong>Hodgkin</strong>-Lymphom geheilten<br />
Patienten besonders auf Langzeitfolgen wie Infertilität, Herzschäden und Zweittumoren, u.a.,<br />
geachtet werden (von der Weid, 2008). Verglichen mit Erwachsenen wurde daher bei Kindern<br />
schon viel früher von der alleinigen hochdosierten Extended Field-Bestrahlung zu einer<br />
kombinierten Radiochemotherapie mit einem „multidrug“-Regime sowie niedrigdosierter<br />
(engl.: low-dose) Involved Field-Bestrahlung gewechselt, um Akuttoxizitäten und insbesondere<br />
Langzeitschäden zu minimieren (Krasin et al., 2010).<br />
Die kombinierte Radiochemotherapie besteht für die Limitierten Stadien in der Regel aus 2-4<br />
Zyklen Chemotherapie und darauffolgender Involved Field-Bestrahlung mit 15-25Gy. Teilweise<br />
kann bei guter Ansprechrate auf die Bestrahlung verzichtet werden (Dorffel et al., 2003; Murphy<br />
et al., 2003). In Intermediären und Fortgeschrittenen Stadien werden 4-8 Zyklen Chemotherapie<br />
verabreicht und die Involved Field-Bestrahlung mit 20-35Gy durchgeführt. Alkylierende<br />
Substanzen werden aufgrund der Gonadotoxizität (siehe Kap. 2.11.1) vermieden. Als<br />
Chemotherapie-Regimes seien beispielhaft VBVP, OPPA, OEPA, COPP/ABV, OPPA-COP,<br />
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