Strahlentherapie des Mediastinalen Hodgkin-Lymphoms
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Theoretische Hintergründe<br />
beträgt 2-6% (Franklin et al., 2006). Die Patienten haben eine sehr schlechte Prognose, die<br />
Überlebenszeit beträgt nach Diagnose oft nur ein Jahr (Josting et al., 2003; Ng et al., 2002).<br />
Das kumulative Risiko für ein Non-<strong>Hodgkin</strong>-Lymphom nach Therapie <strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong><br />
ist verglichen mit der Allgemeinbevölkerung ebenfalls erhöht und beträgt nach 20 Jahren knappe<br />
2%. Es ist meist intermediär oder entdifferenziert, und ähnelt dem Non-<strong>Hodgkin</strong>-Lymphom, das<br />
bei AIDS oder unter immunsuppressiver Therapie nach Organtransplantation diagnostiziert wird.<br />
Die Prognose <strong>des</strong> Non-<strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> in Form eines Zweitmalignoms scheint ähnlich wie<br />
die eines „de-novo“-Non-<strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> zu sein (Rueffer et al., 2001).<br />
Solide Tumoren<br />
Solide Tumoren machen mit 75-85% den größten Anteil der Zweittumoren bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten<br />
aus 15 . Insbesondere müssen hier das Lungenkarzinom und das Mammakarzinom, aber auch<br />
Tumoren <strong>des</strong> Gastrointestinaltrakts (v.a. in Darmkrebs, Magen 16 und Speiseröhre), das<br />
Schilddrüsenkarzinom und Weichteilsarkome genannt werden. Ursächlich für die soliden<br />
Tumoren ist wohl vor allem die Bestrahlung. Für das Lungenkarzinom, das Mammakarzinom und<br />
das Magenkarzinom wurde hierbei eine Abhängigkeit von der Bestrahlungsdosis nachgewiesen<br />
(Travis et al., 2002; Travis et al., 2003; van den Belt-Dusebout et al., 2009; van Leeuwen et al.,<br />
2003). Etwa die Hälfte der soliden Tumoren entstehen im Bereich der vollen Herddosis (Slanina<br />
et al., 1999). Das Risiko, nach einer früheren Radio-/Chemotherapie eines <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong><br />
ein Lungen- oder Mammakarzinom zu bekommen, steigt (im Gegensatz zu dem Leukämierisiko,<br />
s.o.) über die Zeit kontinuierlich an und erreicht auch nach 20 Jahren kein Plateau (Alm El-Din et<br />
al., 2008; Dores et al., 2002; Ng et al., 2002).<br />
Das kumulative Risiko für ein sekundäres Mammakarzinom steigt nach 20 Jahren auf bis zu 30%<br />
an (Alm El-Din et al., 2008). Sowohl junges Alter bei Therapie als auch das weibliche Geschlecht<br />
sind Risikofaktoren, die neben der Bestrahlungsdosis zu einer Erhöhung <strong>des</strong> Risikos beitragen.<br />
Dabei haben junge Patientinnen, die sich während der Therapie <strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> noch in<br />
der Wachstumsphase befunden haben, das größte Risiko später Brustkrebs zu bekommen (40fach<br />
erhöhtes Risiko verglichen mit der Allgemeinbevölkerung) – junge Mädchen vor der Pubertät<br />
haben wiederum kein erhöhtes Risiko. Im Gegensatz zu der Allgemeinbevölkerung, in der sich<br />
Brustkrebs bei Frauen häufig erst in den 60ern manifestiert, tritt der Brustkrebs bei ehemaligen<br />
<strong>Hodgkin</strong>-Patienten oft schon in den frühen 40ern in Erscheinung (Alm El-Din et al., 2008).<br />
Interessanterweise haben Frauen, bei denen die (insbesondere Alkylanzien-haltige)<br />
Chemotherapie eine verfrühte Menopause ausgelöst hat, verglichen mit anderen <strong>Hodgkin</strong>-<br />
15 Obwohl die relativen Häufigkeiten von soliden Tumoren bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten deutlich niedriger sind als bei<br />
der Leukämie, stellen die soliden Tumoren (v.a. Brust- und Lungenkrebs) aufgrund der höheren Inzidenz in der<br />
Allgemeinbevölkerung bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten in absoluten Zahlen den größten Anteil der Zweittumoren dar<br />
(Travis, 2006).<br />
16 Van den Belt-Dusebout et al. untersuchten die Entwicklung von Magenkrebs bei ehemaligen Hodenkrebsoder<br />
<strong>Hodgkin</strong>-Lymphom-Patienten. Wie für Lungen- und Brustkrebs gibt es für das Risiko von Magenkrebs eine<br />
Dosisbeziehung (also höheres Risiko nach höherer Bestrahlungsdosis). Neben der Bestrahlung scheint auch<br />
Chemotherapie, insbesondere Procarbazin (z.B. in MOPP oder BEACOPP), ursächlich eine Rolle in der<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Magenkarzinoms zu spielen und wie beim Lungenkrebs erhöht Rauchen das Risiko (van den<br />
Belt-Dusebout et al., 2009).<br />
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