Strahlentherapie des Mediastinalen Hodgkin-Lymphoms
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Theoretische Hintergründe<br />
(Laskar et al., 2004; Longo, 2009; Meyer et al., 2005; Meyer et al., 2012; Nachman et al., 2002;<br />
Seam et al., 2009).<br />
In der aktuellen randomisierten HD16-Studie der GHSG wird überprüft, ob bei PET-Negativität 8<br />
eine alleinige Chemotherapie ausreichend sein kann (Engert, 2010). Dasselbe Ziel verfolgt die<br />
H10F-Studie der EORTC, wobei die Bestrahlung hier schon mit dem kleineren Involved Node-<br />
Feld ausgeführt wird und bei PET-Positivität anstelle der zwei Zyklen ABVD zwei Zyklen<br />
BEACOPP eskaliert verabreicht werden (Andre et al., 2009; Girinsky et al., 2008; Girinsky et al.,<br />
2006b).<br />
2.6.2 Therapie in den Intermediären Stadien<br />
Therapiestandard bei Intermediären Stadien ist die kombinierte Radiochemotherapie mit 4-6<br />
Zyklen ABVD oder 3 Zyklen Stanford V und einer anschließenden Involved Field-Bestrahlung<br />
von 30Gy (Engert et al., 2009b; Hoppe, 2010).<br />
Die Überlebensraten liegen zwischen 90% und 95% (Bonadonna et al., 2004; Engert et al., 2003;<br />
Ferme et al., 2005; von Tresckow et al., 2012). In aktuellen Studien wird versucht, die Therapie<br />
zu optimieren, um einerseits die Überlebensraten zu steigern, andererseits aber die Verträglichkeit<br />
hoch und die Langzeitschäden weiterhin gering zu halten. Erste Analysen der H9U-Studie der<br />
EORTC zeigen, dass bei jeweils nachfolgender 30Gy-Involved Field-Bestrahlung das<br />
aggressivere Chemotherapie-Verfahren BEACOPP keinen Vorteil gegenüber 6 Zyklen ABVD<br />
aufweisen kann, und sogar nur 4 Zyklen ABVD zu gleichen Ergebnissen führen (Ferme et al.,<br />
2005). Analog dazu zeigte sich BEACOPP in der HD11-Studie ABVD nicht überlegen, selbiges<br />
wurde für den Vergleich zwischen 30 und 20Gy gezeigt (Diehl et al., 2005; Eich et al., 2010a). In<br />
der nachfolgenden HD14-Studie wurde BEACOPP eskaliert eingeführt: bei jeweils nachfolgender<br />
30Gy-Involved Field-Bestrahlung wurden 4 Zyklen ABVD mit 2 Zyklen ABVD + 2 Zyklen<br />
BEACOPP eskaliert verglichen, wobei sich letzteres als überlegen erwies (Borchmann et al., 2008;<br />
von Tresckow et al., 2012). Ausgehend von den HD11- und HD14-Studien ist in Deutschland<br />
derzeit das Vorgehen mit 2 Zyklen ABVD + 2 Zyklen BEACOPP eskaliert + 20Gy Involved Field-<br />
Bestrahlung der Therapiestandard bei Intermediären Stadien (Engert, 2010).<br />
8<br />
Die PET-Untersuchung bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten hat mittlerweile während („Interim-PET“) und nach<br />
Chemotherapie einen hohen prognostischen Wert erreicht und kann frühzeitig zwischen sogenannten<br />
Respondern (keine FDG-Anreicherung, PET-Negativität) und Non-Respondern (FDG-Anreicherung in alten<br />
oder neuen Herden, PET-Positivität) unterscheiden: Patienten mit einem positiven Interim-PET während der<br />
Chemotherapie haben ein höheres Risiko für ein späteres Rezidiv als Patienten mit einem negativen Interim-PET<br />
(Dietlein et al., 2010; Weihrauch et al., 2001). Dabei ist in den Limitierten Stadien der negative prädiktive Wert<br />
(Wahrscheinlichkeit für kein Rezidiv nach PET-Negativität) sehr hoch, in den Fortgeschrittenen Stadien der<br />
positive prädiktive Wert (Wahrscheinlichkeit für Rezidiv nach PET-Positivität). Die Höhe <strong>des</strong> positiv prädiktiven<br />
Werts ist jedoch auch von der verabreichten Chemotherapie abhängig: Für ABVD liegt der positiv prädiktive<br />
Wert bei bis zu 90%, für aggressivere Regimes wie BEACOPP liegt er in<strong>des</strong> nur bei ca. 50%. Bei letzterem liegt<br />
wiederum der negative prädiktive Wert bei über 90% (Dietlein et al., 2010; Engert, 2010; Hutchings et al., 2006;<br />
Kobe et al., 2008). In den aktuellen internationalen prospektiv randomisierten Studien (u.a. HD16, HD17, HD18,<br />
H10F und H10U) werden derzeit vor allem die folgenden zwei Prinzipien der sogenannten „responseadaptierten<br />
Therapie“ angewandt und überprüft: Therapie-Eskalation nach PET-Positivität z.B. bei ABVD-Patienten, sowie<br />
Therapie-Deeskalation nach PET-Negativität z.B. bei BEACOPP-Patienten in Fortgeschrittenen Stadien (Andre<br />
et al., 2009; Dietlein et al., 2010; Engert, 2010).<br />
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