Strahlentherapie des Mediastinalen Hodgkin-Lymphoms
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Theoretische Hintergründe<br />
Studienergebnissen die Involved Node-Vorgaben im Lauf der nächsten Jahre noch geändert<br />
und/oder angepasst werden (Eich et al., 2008b; Eich et al., 2010b; Girinsky et al., 2006b).<br />
2.5.2 Chemotherapie<br />
Die Einführung der Chemotherapie in der Therapie <strong>des</strong> <strong>Hodgkin</strong>-<strong>Lymphoms</strong> in den 60ern<br />
bedeutete eine schlagartige Verbesserung für <strong>Hodgkin</strong>-Patienten in Fortgeschrittenen Stadien, da<br />
bei diesen die <strong>Strahlentherapie</strong> zumeist keine Heilung erzielen konnte und damals nur etwa 10%<br />
dieser Patienten die Krankheit länger als 5 Jahre überlebten.<br />
Nachdem in den 40ern eher zufällig entdeckt worden war, dass Mechlorethamin (engl.: nitrogen<br />
mustard) bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten einen kurzen Rückgang der Krankheit bewirken kann (Goodman<br />
et al., 1946), folgten unzählige Versuche mit Derivaten <strong>des</strong> Mechlorethamin sowie mit<br />
verschiedenen anderen Substanzgruppen, darunter Vinkaalkaloide, Kortikosteroide und<br />
Procarbazin. DeVita et al. erzielten einen Durchbruch, als sie im Jahr 1964 eine Studie begannen,<br />
bei der sie <strong>Hodgkin</strong>-Patienten in Fortgeschrittenen Stadien mit einer Kombination aus<br />
Mechlorethamin, Oncovin (=Vincristin), Procarbazin und Prednison (MOPP) behandelten. Über<br />
80% der Patienten erzielten eine komplette Remission, immerhin 66% blieben über 10 Jahre<br />
hinweg tumorfrei, und 48% überlebten mehr als 20 Jahre (DeVita et al., 1970; DeVita et al., 1980;<br />
Longo et al., 1986). Jedoch litten viele Patienten unter akuten Nebenwirkungen der Therapie<br />
(u.a. Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Knochenmarkdepression und Neurotoxizität) sowie unter<br />
Langzeitfolgen wie Azoospermie, Amenorrhö, Leukämie und Zweittumoren. In den 60ern und<br />
70ern wurden daher verschiedene MOPP-Varianten in Studien untersucht, um ein Therapieregime<br />
mit gleichen (oder besseren) Remissions- und Überlebensraten bei besserem Nebenwirkungsprofil<br />
zu finden. Beispielhaft seien hier ChlVPP, MVPP, BCVPP und BOPP genannt. Letztendlich war<br />
keine der zahlreichen MOPP-Varianten in der Lage, die Überlebensraten gegenüber dem<br />
ursprünglichen MOPP-Schema eindeutig zu steigern, jedoch zeigten die meisten weniger<br />
ausgeprägte Nebenwirkungen (Bakemeier et al., 1984; Nissen et al., 1979; Selby et al., 1990;<br />
Sutcliffe et al., 1978).<br />
Neben den MOPP-Varianten wurden verschiedene andere Substanzen entwickelt und auf ihre<br />
Effektivität und Verträglichkeit bei <strong>Hodgkin</strong>-Patienten untersucht, meist im Rahmen von Studien<br />
mit MOPP-resistenten und/oder Rezidiv-Patienten. Hier seien als Beispiele CEP, MIME und<br />
VAPEC B genannt (Hagemeister et al., 1987; Radford und Crowther, 1991; Santoro et al., 1986).<br />
Auch alternierende Verfahren mit nicht-kreuzresistenten Schemata wie MOPP/ABVD<br />
(abwechselnd MOPP- und ABVD-Zyklen) oder MOPP-ABV-Hybride (ein Zyklus bestehend zur<br />
Hälfte aus MOPP, zur Hälfte aus ABV) wurden erprobt (Bonadonna et al., 1986; Duggan et al.,<br />
2003; Glick et al., 1998; Klimo und Connors, 1985; Viviani et al., 1996). Das ABVD-Regime<br />
(bestehend aus Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin und Dacarbazin), das zunächst (im<br />
alternierenden MOPP/ABVD-Schema sowie alleinig) v.a. als Therapieschema bei Rezidiv-<br />
Patienten nach MOPP untersucht wurde (Santoro et al., 1982), wurde wenig später auch zur<br />
Primärtherapie im Vergleich mit MOPP untersucht (Canellos et al., 1992). In Kombination mit<br />
<strong>Strahlentherapie</strong> erzielte dieses Regime sehr hohe Überlebensraten und weniger Nebenwirkungen<br />
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