Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

SITUATIONSANALYSE: 1. Einkommens- und Vermögensverhältnisse,
Armut und Reichtum
Die Armutsrisikolücke
Die Armutsrisikolücke ist ein Indikator dafür, wie weit
die Einkommen der armutsgefährdeten Personen bzw.
Personengruppen unterhalb der Armutsrisikoschwelle
liegen. Berechnet wird sie als Differenz zwischen der
Armutsrisikoschwelle und dem medianen Einkommen
der Personen unterhalb der Armutsrisikoschwelle im
Verhältnis zur Armutsrisikoschwelle. Da dieser Indikator
nur für Personen unterhalb der Armutsrisikoschwelle
berechnet wird, sind in Bayern die Angaben für eine
Reihe soziodemografischer Gruppen aufgrund der niedrigen
Fallzahlen nicht aussagekräftig. Diese Zahlen
wurden in Darstellung 1.13 in Klammern gesetzt bzw.
bei besonders niedrigen Fallzahlen nicht ausgewiesen (/).
Im Durchschnitt liegen die medianen Äquivalenzeinkommen
der Personen unterhalb der Armutsrisikoschwelle
um 17,9 Prozent (WD: 17,3 %) unter dieser. Besonders
hoch ist die Differenz bei den 35- bis unter 45-Jährigen
und den 45- bis unter 55-Jährigen in Bayern (20,8 bzw.
22,9 %), bei den alleinlebenden Männern (BY: 27,1 %; WD:
23,1 %) sowie bei Personen in einem Haushalt mit Selbstständigen
oder Landwirtinnen bzw. Landwirten als
Haupteinkommensbeziehenden (BY: 21,9 bzw. 29,0 %;
WD: 22,6 bzw. 34,0 %).
Die Streuung um die Armutsrisikoschwelle
Ein weiterer Laeken-Indikator ist die Streuung um die
Armutsrisikoschwelle. Sie entspricht dem Anteil der
Personen mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen
von weniger als 40, 50 bzw. 70 Prozent des medianen
Äquivalenzeinkommens.
Insgesamt haben 2,3 Prozent der Bevölkerung in Bayern
(WD: 2,2 %) ein Äquivalenzeinkommen, das niedriger
als 40 Prozent des medianen Äquivalenzeinkommens ist
(vgl. Darstellung 1.14). Ihr Äquivalenzeinkommen liegt
unter 585 Euro. Am häufigsten betroffen sind mithelfende
Familienangehörige mit 21,1 Prozent (WD: 17,8 %)
und Haushalte, in denen Landwirtinnen bzw. Landwirte
oder sonstige nichterwerbstätige Personen Haupteinkommensbeziehende
sind (BY: 17,9 bzw. 13,9 %; WD:
19,7 bzw. 15,6 %). Aber auch alleinlebende Männer mit
7,9 Prozent (WD: 6,9 %), Personen in Haushalten mit
arbeitslosen Haupteinkommensbeziehenden (BY: 5,7 %;
WD: 7,7 %) sowie die 75- bis unter 80-Jährigen und die
über 80-Jährigen (BY: 4,9 bzw. 4,2 %; WD: 2,5 bzw. 3,2 %)
sind überdurchschnittlich häufig betroffen.
5,8 Prozent der Menschen in Bayern (WD: 6,0 %) verfügen
über ein Äquivalenzeinkommen in Höhe von
maximal 50 Prozent des medianen Äquivalenzeinkommens.
Neben den Gruppen, deren Äquivalenzeinkommen
bereits überdurchschnittlich häufig weniger als 40
Prozent des medianen Äquivalenzeinkommens beträgt,
sind insbesondere Alleinerziehende mit 9,1 Prozent
(WD: 12,3 %) sowie Geschiedene und Getrenntlebende
mit 10,7 bzw. 12,0 Prozent (WD: 10,5 bzw. 11,6 %) in
stärkerem Ausmaß als andere Gruppen betroffen.
Der Anteil derjenigen mit Äquivalenzeinkommen unter
70 Prozent des medianen Äquivalenzeinkommens liegt
mit 18,1 Prozent in Bayern und 19,3 Prozent in Westdeutschland
7,2 bzw. 7,5 Prozentpunkte über der Armutsrisikoquote.
Soziodemografische Gruppen mit hoher
Armutsrisikoquote sind auch hier überdurchschnittlich
häufig betroffen (vgl. Darstellung 1.14).
Darstellung 1.14: Armutsrisikoquote auf Personenebene bei alternativen Armutsrisikoschwellen nach soziodemografischen Merkmalen in
BY und WD 2003 (Euro und Prozent)
Armutsrisikoquoten* bei alternativen Armutsrisikoschwellen
40% 50% 70%
BY WD BY WD BY WD
Euro
Schwellenwert 585 590 731 738 1.023 1.033
%
Insgesamt 2,3 2,2 5,8 6,0 18,1 19,3
Geschlecht
Frauen 2,0 2,1 5,4 6,2 18,5 20,3
Männer 2,6 2,2 6,2 5,8 17,7 18,2
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