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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 4. Wohnen<br />

Darstellung 4.35 im Anhang). Mit neun Prozentpunkten<br />

s<strong>in</strong>d die Mietbelastungen <strong>in</strong> Ostdeutschland am stärksten<br />

angestiegen, während <strong>Bayern</strong> mit e<strong>in</strong>em Anstieg<br />

um zwei Punkte noch unter dem westdeutschen Mittelwert<br />

liegt. An<strong>der</strong>s sieht die Entwicklung bei Wohneigentümern<br />

aus. Hier bestimmen neben den Kaufpreisen<br />

vor allem die Z<strong>in</strong>skonditionen die E<strong>in</strong>kommensbelastung.<br />

Während <strong>in</strong> den frühen 1990er Jahren hohe<br />

Z<strong>in</strong>sen verlangt wurden, s<strong>in</strong>d die Belastungen bis Ende<br />

<strong>der</strong> 1990er Jahre zunächst gefallen. Der darauf<br />

folgende Anstieg lässt schließen, dass die Kaufpreise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit schneller angestiegen<br />

s<strong>in</strong>d als die E<strong>in</strong>kommen, da sich die F<strong>in</strong>anzierungskonditionen<br />

zwischen 1998 und 2003 nur unwesentlich<br />

verän<strong>der</strong>t haben.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs verbergen sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> mittleren E<strong>in</strong>kommensbelastung<br />

<strong>der</strong> Haushalte durch Wohnkosten enorme<br />

Streuungen (vgl. Darstellung 4.37 im Anhang). So liegt<br />

zwar die mittlere Mietbelastung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bei 23 Prozent.<br />

Aber fast e<strong>in</strong> Drittel aller bayerischen Mieterhaushalte<br />

(32 %) gibt mehr als 30 Prozent ihres Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommens<br />

für die Wohnung aus, je<strong>der</strong> sechzehnte Mieterhaushalt<br />

(6 %) sogar mehr als die Hälfte. Gleichwohl<br />

s<strong>in</strong>d hohe Belastungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> immer noch seltener<br />

zu f<strong>in</strong>den als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en westdeutschen Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

An<strong>der</strong>s als bei Mieterhaushalten liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Wohnkostenbelastung von bayerischen Eigentümerhaushalten<br />

deutlich unter <strong>der</strong> 30 Prozent-Grenze. Nur<br />

je<strong>der</strong> fünfte Wohneigentümer (21 %) gibt hierzulande mehr<br />

als 30 Prozent se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kommens für das Wohnen aus.<br />

Dagegen liegt bei e<strong>in</strong>em Drittel aller Selbstnutzerhaushalte<br />

(33 %) die Belastung unter 10 Prozent. Nimmt man<br />

Mieter- und Eigentümerhaushalte zusammen, kostet die<br />

warme Wohnung fast jeden vierten bayerischen Haushalt<br />

(24 %) weniger als zehn Prozent, aber auch gut jeden<br />

vierten Haushalt (27 %) mehr als 30 Prozent.<br />

die heute älteren Mieterhaushalte schon immer <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

und damit preiswerteren Wohnungen als nachfolgende<br />

Generationen (Kohorteneffekt). Der Belastungssprung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersklasse <strong>der</strong> 55- bis unter 65-Jährigen<br />

ist auf den E<strong>in</strong>kommensrückgang zum Erwerbsaustritt<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen. An<strong>der</strong>s entwickeln sich die Kosten bei<br />

Wohneigentümern: Infolge s<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierungsbelastung<br />

(Z<strong>in</strong>s und Tilgung) schrumpfen die Ausgaben für<br />

die Wohnung im Alter. Die E<strong>in</strong>kommensbelastung s<strong>in</strong>kt<br />

durchgehend ab – trotz <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensverluste beim<br />

Rentene<strong>in</strong>tritt. Die größten Unterschiede <strong>in</strong> den Wohnkosten<br />

lassen sich jedoch durch E<strong>in</strong>kommensunterschiede<br />

erklären: E<strong>in</strong>kommensarme Haushalte haben zwar ger<strong>in</strong>gere<br />

Wohnkosten, ihre E<strong>in</strong>kommensbelastung liegt<br />

jedoch als Mieterhaushalt rund 1,6-mal höher und als<br />

Eigentümerhaushalt rund 1,3-mal höher als <strong>der</strong> Mittelwert<br />

aller Haushalte. Zu analogen Ergebnissen führt e<strong>in</strong><br />

Vergleich verschiedener Klassen des Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommens:<br />

Verglichen mit Haushalten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensklasse<br />

„5.000 Euro/Monat“ mehr als das<br />

Doppelte, Eigentümerhaushalte sogar mehr als das Fünffache<br />

für ihre Unterkunft aus. Im Unterschied zu Mietern<br />

unterscheidet sich die E<strong>in</strong>kommensbelastung bei Selbstnutzern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>kommensklassen kaum. Wohneigentümer<br />

wählen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e ihren f<strong>in</strong>anziellen<br />

Verhältnissen angepasste Kreditbelastung. 12 Hauptkriterium<br />

für die E<strong>in</strong>kommensbelastung s<strong>in</strong>d stattdessen die<br />

Restschulden an Baukrediten.<br />

Weitergehende Analysen zeigen, dass die Höhe <strong>der</strong> Wohnkosten<br />

und <strong>der</strong> Wohnkostenbelastung maßgeblich von<br />

drei Faktoren bestimmt wird: dem Alter, dem E<strong>in</strong>kommen<br />

und dem Wohnstatus (vgl. Darstellung 4.5). Bei Mieterhaushalten<br />

steigen die Wohnkosten mit zunehmendem<br />

Alter zunächst an. Dah<strong>in</strong>ter verbergen sich Umzüge <strong>in</strong><br />

größere Wohnungen, die <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Familienbildung stehen (die mittlere Wohnfläche<br />

steigt mit <strong>der</strong> Haushaltsgröße; vgl. Abschnitt 4.1.2). Die<br />

niedrigeren Wohnkosten bei über 55-jährigen Haushalten<br />

resultieren dagegen nicht aus Umzügen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere<br />

Wohnungen (vgl. Braun/Pfeiffer 2005). Vielmehr wohnen<br />

12<br />

Parameter s<strong>in</strong>d dabei die Höhe des Eigenkapitals (und damit die Dauer <strong>der</strong> Ansparphase), die Objektgröße, -lage und -qualität (und damit <strong>der</strong> Objektpreis) sowie<br />

die Tilgungshöhe (und damit die monatliche Belastung sowie die Kreditlaufzeit).<br />

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